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Brandenburg: Auch die Philharmonie in Potsdam steht vor dem Aus

POTSDAM (thm).Die Brandenburgische Philharmonie Potsdam, das Schauspiel des Kleist-Theaters in Frankfurt (Oder) und das Musiktheater in der Stadt Brandenburg sollen zum Sommer aufgelöst werden.

POTSDAM (thm).Die Brandenburgische Philharmonie Potsdam, das Schauspiel des Kleist-Theaters in Frankfurt (Oder) und das Musiktheater in der Stadt Brandenburg sollen zum Sommer aufgelöst werden.Das sieht ein wegen der akuten Haushaltskrise der drei Kommunen entwickeltes Sparkonzept vor, das Kulturminister Steffen Reiche und die Oberbürgermeister Platzeck, Pohl und Schliesing gestern vorstellten.Trotz der Streichung der Sparten soll es laut Reiche keine Einschränkungen bei Konzerten und Aufführungen geben: Geplant sei ein städteübergreifender Kulturverbund.Deutsche Orchestervereinigung und Gewerkschaften übten scharfe Kritik an dem Plan.

Nach dem Konzept würden die bisherigen Subventionen des Landes und der Kommunen von 60 Millionen Mark auf 45 Millionen Mark sinken.Reiche appellierte an die Parlamente der drei Kommunen, die nötigen Entscheidungen bis zum Sommer zu treffen.Ohne ihren Segen würde die Theaterreform platzen.In Potsdam drohte die PDS massiven Widerstand gegen die Schließung der Philharmonie an.Sie warf Oberbürgermeister Matthias Platzeck (SPD) "Verrat an den Stadtinteressen" vor.Platzeck wies dies zurück.Die Weiter-So-Politik der PDS trete die Interessen der Stadt mit Füßen, da sie letzlich in einem finanziellen Desaster münden würde, sagte er.

Das neue Theater-Konzept beruht auf einer Analyse des Berliner Wirtschafts- und Theaterexperten Werner Ehmann, der die kulturellen Strukturen der drei Städte untersucht hat.Sein Fazit: Sie sind teuer, aber nicht überlebensfähig.Nach dem Ehmann-Gutachten erhalten die Kultureinrichtungen aus dem Kommunal- und Landesetat derzeit zwischen 190 Mark bis 250 Mark je Einwohner.In Berlin sind es 150 Mark, im bundesdeutschen Durchschnitt 50 Mark.In Potsdam, Brandenburg und Frankfurt wird laut der Analyse jede Konzert- und Theaterkarte mit 300 bis 600 Mark subventioniert.Trotzdem seien die Ensembles vergleichsweise bescheiden ausgestattet, sagte Ehmann.Die Schauspieler und Musiker würden schlechter bezahlt als anderswo, die Produktionsetats seien geringer, das Sparpotential betrage "höchstens drei Prozent."

Angesichts geringer Besucherzahlen, kommt das Ehmann-Gutachten zu dem Schluß, daß es für die drei Städte Potsdam, Frankfurt und Brandenburg mit ihren zusammen 280 000 Einwohnern höchstens einen Bedarf für zwei Orchester (bislang drei), sowie für ein großes Schauspiel-Ensemble (bisher zwei) gibt.Das neue Modell sieht beispielsweise vor, daß Stücke des Potsdamer Hans-Otto-Theaters (dann Hauptsitz des Schauspiels sowie des Kinder- und Jugendensembles) künftig auch in Frankfurt und Brandenburg aufgeführt werden.Reiche sprach sich für den Theaterneubau in der Zimmerstraße aus.Das Staatsorchester Frankfurt wäre demnach auch das Stammorchester des Nikolaisaals, der zum Jahresende in Potsdam eröffnet werden soll.Brandenburg behielte seine Sinfoniker.

Ehmann sagte, daß damit jede Stadt trotz der Schließungen ein Haus und ein Ensemble behielte.Die Deutsche Orchestervereinigung nannte dagegen das vorgesehene Aus für die Brandenburgische Philharmonie, "des Orchesters der Landeshauptstadt", in "der Geschichte der Bundesrepublik beispiellos." In einer Erklärung, die von 21 deutschen Orchestern mitgetragen wird, heißt es."Wir sind sicher, daß unser Aufruf auch international gehört wird."

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