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Brandenburg: Auf Augenhöhe mit Madrid

Im Ranking eines Londoner Wirtschaftsmagazins kam Frankfurt auf Platz 25 der attraktivsten Städte und Regionen Europas

Von Matthias Matern

Frankfurt/Oder - Spätestens seit dem Aufstieg zur Solarhauptstadt gilt Frankfurt/Oder als Senkrechtstarter. Nun scheint die Oderstadt verstärkt auch in den Fokus ausländischer Geldanleger zu rücken. In ihrem aktuellen Ranking der für Investoren attraktivsten europäischen Städte und Regionen 2008/2009 hat die Londoner Finanzzeitschrift „Foreign Direct Investment Magazine“ die Brandenburger Grenzstadt auf Platz 25 gesetzt. Damit schneidet Frankfurt zwar immer noch schlechter ab als die anderen berücksichtigten deutschen Städte Leipzig (4), Berlin (9) und Flensburg (23). Frankfurt sitzt aber Madrid (24) im Nacken und liegt gleichauf mit der ungarischen Hauptstadt Budapest. Potsdam hingegen taucht nicht einmal auf.

Für ihre Hitliste hat die englische Zeitschrift, die zur Financial Times gehört, im vergangenen Jahr Daten von mehr als 1000 Städten und Regionen in Europa auswerten lassen. Untersucht wurden zum Beispiel das wirtschaftliche Potenzial, Programme zur Wirtschaftsförderung, Angaben zu Großinvestitionen der vergangenen Jahre, Infrastrukturprojekte, Lohn- und Energiekosten sowie staatliche Ausgaben für Bildung. Ausgewertet wurden die verschiedenen Daten von einer unabhängigen Expertenrunde.

In der Frankfurter Stadtverwaltung ist man entsprechend stolz auf die positive Entwicklung: „Der Stadt geht es wirtschaftlich relativ gut“, sagt Sprecher Sven Henrik Häseker. Noch 2004 habe die Arbeitslosenquote bei rund 20 Prozent gelegen, mittlerweile sei sie unter 14 Prozent gerutscht. Im Bundesvergleich könne der Wachstumskern Frankfurt/Eisenhüttenstadt sogar die höchste Investitionssumme pro Kopf vorweisen. Zu verdanken sei dies nicht zuletzt den enormen Investitionen im Solarbereich. Aber auch zahlreiche Unternehmen aus anderen Sparten hätten sich in der jüngeren Vergangenheit in Frankfurt niedergelassen. „So zum Beispiel der japanische Elektronikkonzern Yamaichi, der hier 2006 ein Werk bauen ließ.“ Das Unternehmen produziert am Standort Kabel sowie Steckverbindungen für Anlagen der Automatisierungsindustrie und beschäftigt derzeit rund 40 Mitarbeiter. In knapp drei Jahren sollen es 100 sein.

Damals setzte sich die Oderstadt als Standort gegen den tschechischen Konkurrenten Pilsen durch. Als Begründung nannte Yamaichi-Europa-Chef Helge Puhlmann eine höhere Verfügbarkeit von qualifizierten Mitarbeitern. Zudem würden die Beschäftigten in Tschechien wegen der Chance, anderswo mehr zu verdienen, häufiger die Firma wechseln.

Parallel dazu untersuchten Wirtschaftsprüfer der Unternehmensberatung KPMG die Voraussetzungen an beiden Standorten, bewerteten dabei unter anderem die Förderung in Brandenburg besser als die in Tschechien. Während dort die Unterstützung durch Steuernachlässe erfolge, würden die Fördermittel in Brandenburg bereits in der Anfangsphase des Investments fließen. Auch die niedrigeren Lohnkosten in Pilsen seien kein Nachteil für die Oderstadt, da sich die Gehälter mittelfristig angleichen würden. Kriterien wie Infrastruktur oder Lebensqualität sind bei der KPMG-Studie hingegen nicht berücksichtigt worden.

In Auftrag gegeben wurde sie vom Investor Center Ostbrandenburg (Icob), der kommunalen Fördergesellschaft Frankfurts. Dass die Oderstadt auch im jüngsten Ranking so gut abschneidet, wundert Martin Wilke, Leiter des Centers, nicht. „Das spiegeln auch viele der Gespräche wider, die wir mit ausländischen Investoren führen.“ Besonders gelobt werde dabei häufig die Verzahnung der Akteure vor Ort. „Wir ziehen alle an einem Strang: Wirtschaftsförderung zum Beispiel, die Kammern und die Stadtverwaltung.“ Zudem habe die Stadt in den vergangenen Jahren viel getan, etwa für die Infrastruktur, sagt Wilke. Rund 90 Millionen Euro seien unter anderem in die Strom- und Wasserversorgung und in die Bereitstellung von Gewerbegebieten geflossen. Dazu komme noch die strategisch gute Lage als Tor nach Mittel- und Osteuropa – und die Nähe zur Bundeshauptstadt Berlin. Matthias Matern

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