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Brandenburg: Aufbau Brandenburg: Chips & Saure Gurken (Glosse)

Man muss das kleine Brandenburg ja verstehen. Es wohnen so wenig Menschen in ihm, und ihre wirtschaftliche Misere ist so groß, dass jede Nachricht, die nicht von vornherein schlecht klingt, voller Freude durchs Land posaunt wird - auf dass sich froher Mut erhebe überall zwischen Stechlin und Lausitz und darüber hinaus.

Man muss das kleine Brandenburg ja verstehen. Es wohnen so wenig Menschen in ihm, und ihre wirtschaftliche Misere ist so groß, dass jede Nachricht, die nicht von vornherein schlecht klingt, voller Freude durchs Land posaunt wird - auf dass sich froher Mut erhebe überall zwischen Stechlin und Lausitz und darüber hinaus. Die Ausschüttung von Glückshormonen scheint das eigentliche Ziel solcher Nachrichten zu sein, denn ein paar Wochen später zeigt sich in der Regel, dass die gute Nachricht bestenfalls eine vage Spekulation war.

Schon für den Lausitzring, die größte Wohltat für Brandenburg seit Erfindung des tiefen Tellers, gilt ja, dass seine finanzielle Balance Außenstehenden nur schwer zu vermitteln ist. Nach Aktenlage wäre es vermutlich billiger gewesen, sämtliche Beschäftigten in Berlin als Bankdirektoren auf Lebenszeit anzustellen und dafür den Bau der lärmenden Anlage zu unterlassen. Und der Cargolifter, die zweitgrößte Wohltat für Brandenburg, tut sich mit dem Abheben anscheinend fast ebenso schwer wie die Rennwagen nebenan.

Gut, dass es die Ölscheichs gibt, die immer dann mit Milliarden winken, wenn das Land mal wieder voll durchhängt. Aber wollen sie wirklich all das Geld in eine Chipfabrik pumpen, und zwar ausgerechnet in eine Chipfabrik in Frankfurt an der Oder? Wie man hört, sind die Abgesandten des Wirtschaftsministeriums immer noch in Dubai, um herauszufinden, wer das Versprechen gegeben hat, wer das Geld haben könnte, und wie man es aus ihm herausholt. Neuester Bubenstreich aus dem Nahen Osten ist die Sache mit den Spreewaldgurken: Wollen die Scheichs wirklich die Hälfte der Jahresproduktion aufkaufen, um damit das Picknick in den Oasen Arabiens zu revolutionieren? Sind sie am Ende überhaupt nur an Knabbereien interessiert und wollen in Frankfurt eigentlich drei Milliarden Kartoffelchips herstellen?

Immerhin: Die Leute reden über Frankfurt, und die Leute reden über Spreewaldgurken, und vielleicht ist es ja eines Tages wenigstens möglich, Kartoffelchips und Gurken mit dem Cargolifter nach Dubai zu schippern. Blühende Landschaften! Am besten, wir packen den Scheichs den Lausitzring gleich mit ein.

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