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Brandenburg: Aufnahmeprüfungen für Gymnasien?

Geplante Einführung der neuen Oberschule wirft noch viele Fragen auf

Potsdam - Die Einführung der „Oberschule“, zu der die bisherigen Real- und Gesamtschulen in Brandenburg nächstes Jahr fusionieren sollen, wird vermutlich zunächst die Gymnasien stärken. Dies prognostizierten mehrere Experten am Donnerstag auf einer Anhörung im Landtag. „Eltern, die eine gymnasiale Laufbahn ihrer Kinder nicht ausschließen wollen, werden sie vorsorglich an den Gymnasien anmelden“, sagte Petra Brückner vom Landeselternrat. Auch Bildungsminister Holger Rupprecht (parteilos) sagte, dass er zunächst mit einem „verstärkten Andrang“ an den Gymnasien rechne, dasselbe erwarten Landkreistag und Landeselternrat.

„Es wird aber nicht jedem Wunsch nachgekommen werden können“, sagte Rupprecht. Man dürfe schließlich nicht zulassen, dass 60, gar 70 Prozent der Brandenburger Siebtklässler an Gymnasien unterrichtet werden, weil dies dort zu einem „sinkenden Leistungsniveau“ führen würde. Der Landkreistag fordert deshalb Aufnahmeprüfungen an den Gymnasien. Wie berichtet, sollen Kinder in Brandenburg künftig nach der 6. Klasse entweder auf die neue Oberschule oder aufs Gymnasium wechseln.

Zwar versicherte Rupprecht, dass für „Spätzünder“ auch der Wechsel von der Oberschule auf die Gymnasien möglich sein wird. Doch wie das in der Praxis gesichert werden soll, ist noch offen.

Und auch viele andere Details bei der Einführung der neuen Schulform sind noch ungeklärt – und tragen dem Ministerium den Vorwurf eines „Schnellschusses“ ein. So wies Michael Hohmann, ein Gesamtschulleiter aus Rathenow, auf ein anderes Problem hin, das daraus resultiere, dass jede neue Oberschule sowohl einen Hauptschulabschluss als auch einen Realschulabschluss anbieten und entsprechende Klassen oder Kurse einrichten wird.

Damit werde es faktisch Hauptschulklassen geben, in denen sich lernschwache Schüler mit teilweise extremen Auffälligkeiten im Arbeits- und Sozialverhalten konzentrieren, so Hohmann. „Es ist keine bewusste Strategie erkennbar, wie man damit umgeht“. Nötig sei an solchen Schulen zusätzliches Personal, etwa Sozialarbeiter. Zwar sieht Bildungsminister Rupprecht, selbst früher Schulleiter, dafür kaum eine Finanzierungschance. Er versicherte jedoch: Die neue Oberschule ist kein „Sparmodell“, sie werde gut ausgestattet sein.

Grundsätzlich aber sind sich die Experten darin einig, dass die Einführung der „Oberschule“ wegen der sinkenden Schülerzahlen längst überfällig ist.

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