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Ausfallstatistik: Jede elfte Stunde findet nicht statt

In Brandenburg werden laut Ausfallstatistik nur knapp über 90 Prozent des Unterrichts erteilt. Im Bundesvergleich sei das laut Bildungsminister Rupprecht vergleichsweise wenig. Eltern und Opposition sprechen dagegen von einer "Mogelpackung". Die Gemeinde Kleinmachnow kauft bereits auf eigene Faust Aushilfslehrer dazu.

Potsdam - Es ist ein Ärgernis für tausende Schüler und Eltern, besonders im Berliner Umland: An Brandenburgs Schulen wird immer weniger Unterricht regulär erteilt. Das geht aus der von Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) vorgelegten aktuellen „Ausfallstatistik“ hervor, die am Donnerstag im Bildungsausschuss des Landtags für Kontroversen sorgte. Danach wurden im Jahr 2009/2010 an den Schulen der Mark nur 91,1 Prozent der vorgesehenen Stunden planmäßig gegeben. Das ist der bisherige Tiefstwert seit 1998, wo es noch 92 Prozent waren. 1,8 Prozent des Unterrichts – mehr als 200 000 Stunden – fielen ersatzlos aus. 7,1 Prozent des Unterrichts fand zwar statt, durch Notlösungen wie Vertretungslehrer, Stillbeschäftigungen oder zusammengelegte Klassen. Hauptgrund ist der erneut gestiegene Krankenstand Brandenburger Lehrer auf derzeit 5,8 Prozent.

Für Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) hat der Unterrichtsausfall, seit Jahren im Land ein heißes Eisen, im Landesmaßstab immer noch eine „erfreulich geringe“ Größenordnung. Er verwies darauf, dass Brandenburg besser als andere Bundesländer sei, „besser als Sachsen oder Bayern“. Für das Ministerium ist der Totalausfall relevant, der immer zwischen 2,9 und 1,7 Prozent gelegen hat – „mit fallender Tendenz“, wie Rupprecht betont. Für Eltern, Schüler und Opposition dagegen ist das schon seit langem eine „Mogelpackung“. Einige Umlandkommunen, wo teilweise an Schulen 20 Prozent des Unterrichts ausfallen, behelfen sich inzwischen selbst: So bezahlt die Gemeinde Kleinmachnow auf Druck einer Elterninitiative Aushilfslehrer als eine Art Feuerwehr. Das sind Referendare oder pensionierte Pädagogen, die bei Bedarf kurzfristig einspringen. Dabei ist für Schulen eigentlich das Land zuständig.

Kritik kam von der Opposition aus CDU, FDP und Grünen, die vergeblich eine Aufstockung der „Vertretungsreserve“ fordert. Die CDU-Abgeordnete Beate Blechinger kritisierte, dass für Vertretungen anderswo Förder- oder Wahlunterricht nicht stattfinden kann. „Das Problem ist jahrelang da, die Regierung untätig“, sagte der FDP-Bildungsexperte Andreas Büttner. „Stillarbeit kann keinen qualifizierten Unterricht ersetzen.“ In Bezug auf die Grundschulen stimmte Rupprecht dem sogar zu, für weiterführende Schulen nicht. „In der gymnasialen Oberstufe ist Stillbeschäftigung manchmal besser als regulärer Unterricht.“ Auch die Zusammenlegung von Klassen sei bei geringer Schülerzahl „kein Problem.“ In 60 Prozent der Fälle trifft sie aber große Klassen.

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