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Brandenburg: Ausstellung: Von Null auf 5000

Die Ausstellung hat schon jetzt einen Ruf, außerdem ist mittwochs der Eintritt frei, und so herrschte gestern großer Andrang vor dem Kutschstall am Neuen Markt, dem neu eröffneten Haus der Brandenburg-Preußischen Geschichte. Seit der Eröffnung der "Marksteine"-Schau am vergangenen Freitag wurden an die 5000 Besucher gezählt.

Die Ausstellung hat schon jetzt einen Ruf, außerdem ist mittwochs der Eintritt frei, und so herrschte gestern großer Andrang vor dem Kutschstall am Neuen Markt, dem neu eröffneten Haus der Brandenburg-Preußischen Geschichte. Seit der Eröffnung der "Marksteine"-Schau am vergangenen Freitag wurden an die 5000 Besucher gezählt. "Das ist mehr als erwartet und übertrifft sogar Durchschnittswerte der Ausstellung über das königliche Jahr 1701 im Schloss Charlottenburg, das seit langem Kunstfreunden und Touristen aus aller Welt ein Begriff ist", sagt Sigrid Hoff, Mitarbeiterin des "Preußenhauses", wie der Bau mittlerweile abkürzend genannt wird.

In der Ausstellung selbst wird es noch einige Veränderungen geben. Die von Besuchern bemängelte geringe Ausleuchtung soll verstärkt werden. Und auch die erklärenden Texte sollen augenfreundlicher angebracht werden. Zusätzlich wird ab heute angeboten, den Steinrestauratoren zuzuschauen, die die Quadriga über dem Portal reinigen und ergänzen, an der etwa ein Kutscherarm oder Pferdehufe fehlen. Dazu wird ein Gerüst vor dem Portal errichtet, das Neugierige erklimmen müssen. Als der Kutschstall zwischen 1787 und 1789 errichtet wurde, hat man keine Friedensgöttin darauf gestellt, wie auf dem Brandenburger Tor in Berlin, sondern einen Kutscher, der seine vier Pferde antreibt.

Neben obligatorischem Fürstenprunk, Adelsstolz und Soldatenkult werden in zwölf Abschnitten dieser spannenden Zeitreise Versuche zur Reformierung des Staates breit geschildert. Der Besucher erfährt einiges über den von den Hohenzollern ausgebauten Beamtenapparat und die Einbeziehung von Hugenotten und anderen Zuwanderern in die Kultivierung der "märkischen Streusandbüchse". Auch die Schattenseiten werden nicht ausgeklammert - königliche Aggressionskriege, die ausbeuterische Gutsherrschaft, die Dominanz des Militärs und die Verquickung von Thron und Altar.

Natürlich erlebt der Besucher den berüchtigten "Tag von Potsdam" am 21. März 1933, als Naziführer Hitler und Reichspräsident von Hindenburg über den Gräbern zweier Preußenkönige in der Potsdamer Garnisonkirche die Vermählung von "alter Kraft und neuer Macht" beschworen. Das geschah am gleichen Tag, als die ersten Häftlinge in das neue Konzentrationslager Sachsenhausen bei Oranienburg eingeliefert wurden. Ausgespart werden im letzten Kapitel nicht die Anstrengungen der SED-Gefolgsleute, die nach 1945 im Land Brandenburg und speziell im kriegszerstörten Potsdam unternommen wurden, um den "Geist von Potsdam" auszurotten. In lange geheim gehaltenen Filmen und Tonaufzeichnungen können die Besucher jetzt miterleben, wie verbissen der kommunistische "Krieg gegen Schlösser" geführt wurde, oder wie eine kleine Schar Unangepasster engagiert versuchte, das Schlimmste zu verhindern. Wie die Kahlschläge in Potsdam zeigen, leider vergeblich.

Helmut Caspar

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