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Brandenburg: Babelsberg dreht durch

Immer mehr Hollywood-Filme kommen aus Potsdam. Jetzt stehen Matt Damon und Franka Potente für „The Bourne Supremacy“ vor der Kamera

Von Sabine Schicketanz

und Volker Eckert

Potsdam/Berlin. Der Weihnachtsbaum im Studio Babelsberg ist schon lange geschmückt. „Aber jetzt haben wir endlich den Stecker gefunden, damit er leuchten kann“, sagt Henning Molfenter. Er meint es metaphorisch. Dass der Studio-Produktionschef in weihnachtlicher Stimmung ist, hat Gründe: Vergangenen Samstag war im Berliner Tiergarten-Tunnel der erste Drehtag für die neueste Babelsberger Hollywood-Produktion „The Bourne Supremacy“ mit Matt Damon und Franka Potente in den Hauptrollen und schon seit zwei Wochen arbeitet der zweifache Oscar-Preisträger Kevin Spacey in Potsdam an seinem neuen Film „Beyond the Sea“. „So eine Zeit hat Babelsberg noch nie erlebt“, sagt Molfenter.

Auf dem Studiogelände in Babelsberg stehen Transporter und Zelte neben den Wohnwagen der Stars. In der altehrwürdigen Halle, in der Marlene Dietrich den „Blauen Engel“ spielte, haben Kulissenbauer für Spaceys Film das Beverly Hills der 60er Jahre gezimmert. Aus den Büros nebenan wird der Dreh mit Matt Damon gesteuert und organisiert. Universal Pictures, die Produktionsfirma aus Hollywood, hat die Babelsberger mit dem gesamten Produktionsservice beauftragt. Nur zweieinhalb Wochen Verschnaufpause lagen für das Studio Babelsberg zwischen dem Ende des Drehs für den 114 Millionen Dollar-Film „In 80 Tagen um die Welt“ und dem neuen Auftrag für „The Bourne Supremacy“. Der Film ist die Fortsetzung des Thrillers „Bourne Identity“. Dass die Jagd nach dem Killeragenten Jason Bourne (Matt Damon) ausgerechnet in Berlin und Babelsberg fortgesetzt wird, ist der Verdienst von Henning Molfenter und Friedericke von Rau, eine so genannte „Location Scouterin“. Sie hat Fotos gemacht, die Berlin zeigen „wie man es noch nie gesehen hat“, sagt Molfenter. Mit den Fotos hat sie Hollywood-Regisseur Paul Greengras („Bloody Sunday“) und Produzent Frank Marshall („The Sixth Sense“) davon überzeugt, dass hier gedreht werden muss. Molfenter hat den Amerikanern angeboten, die gesamte Organisation zu übernehmen. Dazu gehört auch die Budgetplanung und die Beschäftigung von Masken- und Kostümbildnern.

Jetzt arbeitet eine bis zu 350-köpfige Crew an dem Spionagethriller, die meisten der Filmemacher kommen aus der Region – auch das hat es in Babelsberg noch nie gegeben. Bisher haben die Regisseure aus Hollywood ihre Kameraleute, Beleuchter, Dekorateure und Kulissenbauer selbst mitgebracht. Die Babelsberger, die oftmals ihr Handwerk zu DDR-Zeiten bei der Defa gelernt haben, durften nur unter Leitung eines amerikanischen oder britischen „Supervisor“ mitarbeiten. Aber offenbar hat es sich in Hollywood herumgesprochen, dass die Babelsberger gute Filme machen können – vor allem, nachdem „Der Pianist“, den Roman Polanski im vergangenen Jahr hier gedreht hatte, drei Oscars abräumte. Deshalb sind bei „The Bourne Supremacy“ alle wichtigen Positionen mit Babelsbergern und Berlinern besetzt, sagt Molfenter: etwa Kameramann Clemens Becker, der direkt mit dem amerikanischen „Director of Photography" Oliver Wood zusammenarbeitet.

„,The Bourne Supremacy‘ wird ein Berlin-Film“, sagt Molfenter. „Wir werden den Ku’damm bevölkern, ihn vielleicht sogar sperren.“ Matt Damon soll über den Alexanderplatz spazieren, in den Straßen Potsdams sollen wilde Verfolgunsjagden inszeniert werden.

Eine erste echte Autoverfolgungsjagd wurde am Montag im noch nicht eröffneten Tiergartentunnel hinter dem Sony-Center gedreht, allerdings mit einer Stuntcrew. Matt Damon wurde für Montagabend in der Stadt erwartet, die Szenen mit Franka Potente sollen allerdings in Indien gedreht werden. Die Szenen aus dem Tiergartentunnel spielen im Film in Moskau. Den Drehort hat man aber ausgewählt, weil man das Gelände problemlos mieten konnte: ganz ohne Verkehrssperrungen.

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