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Babytötung: Strafmaß für Sabine H. wird neu verhandelt

Neun tote Babys waren im Juli 2006 im ostbrandenburgischen Brieskow-Finkenheerd entdeckt worden. Jetzt wird der Prozess gegen die Mutter neu aufgerollt. Die Angeklagte spricht nicht mit dem Gutachter.

Einer der spektakulärsten Prozesse um Kindstötungen in der jüngeren deutschen Geschichte wird neu aufgerollt: Das Landgericht Frankfurt (Oder) muss erneut über die Strafe für Sabine H. entscheiden, die der Tötung von acht ihrer neugeborenen Babys schuldig gesprochen wurde. Als Prozesstermine wurden der 15., 22. und 27. August 2007 festgelegt.

Wie Landgerichtssprecher Markus Fritsch mitteilte, geht es in dem erneuten Prozess nur um die Höhe des Strafmaßes. Zu der Neuauflage kommt es, weil der Bundesgerichtshof (BGH) in Leipzig das Urteil gegen die Mutter der im Juli 2005 im ostbrandenburgischen Brieskow-Finkenheerd entdeckten toten Babys teilweise aufgehoben hatte. Bestätigt hatte der BGH im April 2007 den vom Landgericht im Juni 2006 verkündeten Schuldspruch wegen Totschlags in acht Fällen. Das Landgericht hatte die heute 41-jährige Frau zu 15 Jahren Freiheitsstrafe wegen Totschlags in acht Fällen verurteilt.

Dem BGH-Beschluss zufolge muss eine andere Kammer des Gerichts nun prüfen, ob der Angeklagten möglicherweise eine verminderte Schuldfähigkeit zuzusprechen ist. Dabei müsse auch die Rolle des Alkoholkonsums der Frau untersucht werden, die sich nach eigenen Aussagen stets betrank, wenn die Wehen einsetzten. Nur an die ersten beiden Geburten könne sie sich überhaupt erinnern.

Keine Gespräche mit dem Gutachter

Gerichtssprecher Fritsch sagte, die Kammer habe einen neuen Gutachter bestellt. Allerdings habe dieser "mangels Mitwirkung der Abgeklagten" bisher kein neues Gutachten erstellen können. Die Frau, die in Haft sitzt, spreche nicht mit ihm. Deshalb werde der Experte sich zu dem Fall in der Verhandlung lediglich mündlich äußern. Auch der erste Gutachter werde im Gerichtssaal erneut gehört. Der Verteidiger der Frau geht Medienberichten zufolge davon aus, dass die Strafe in dem neuen Prozess deutlich geringer sein wird. Fritsch erwartet, dass am dritten Prozesstermin ein Urteil gesprochen wird.

Konsequent geschwiegen hatte die Frau auch in dem ersten Prozess. Sie soll zwischen 1988 und 1998 neun ihrer Babys nach der Geburt getötet haben. Der erste Fall, der sich noch zu DDR-Zeiten ereignet haben soll, ist verjährt. Sabine H. hatte die Babys nach Überzeugung der Frankfurter Richter aus Angst vor dem Ehemann, der keine Kinder mehr wollte, nach der Geburt unversorgt gelassen, woraufhin die Säuglinge starben.

Ein Verwandter hatte die sterblichen Überreste der Neugeborenen gefunden: Sie waren auf dem Grundstück der Mutter der Frau in Brieskow-Finkenheerd in mit Erde gefüllten Kübeln, einem Aquarium und einer Plastikbadewanne verscharrt. Die Untersuchungen der Gerichtsmediziner ergaben, dass es sich bei den Babys um sieben Mädchen und zwei Jungen gehandelt hat. (mit ddp)

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