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Brandenburg: Bad zu – Einsturzgefahr

Bei der „Schwimmhalle am Brauhausberg“ könnte das Dach durchbrechen

Potsdam – Die Erinnerung an Kattowice oder Bad Reichenhall, wo Hallendächer unter der Schneelast einstürzten und Menschen starben, ist frisch – und sie zeigt Wirkung: Am Freitagabend wurde die „Schwimmhalle am Brauhausberg“, Potsdams wichtigstes und umstrittenstes Bad, gesperrt: aus Sicherheitsgründen. Dach und Stützen der 35 Jahre alten Spannbeton-Konstruktion könnten bei höheren Schneelasten und ungünstigen Begleitumständen einstürzen, sagte der Chef der Potsdamer Stadtwerke Peter Paffhausen.  Das habe eine vorläuftige Prüfung ergeben. Am Montag würden Gutachter mit einer „ganz, ganz tiefen Tiefenprüfung“ beginnen. Es sei völlig offen, ob die Halle, in der auch Vereine und Schulklassen trainieren, jemals wieder öffnet. „Alles ist möglich“, so Paffhausen.

Die Sperrung der Halle könnte direkte Folgen für den Potsdamer Spaßbad- Streit haben. Die alte Halle steht nämlich genau da, wo Stadt und Stadtwerke ein mehr als 35 Millionen Euro teures Spaßbad nach Entwürfen des brasilianischen Stararchitekten Oscar Niemeyer errichten wollen. Um dessen Entwurf umsetzen zu können, sollte die Halle am Brauhausberg Mitte des Jahres abgerissen werden. Doch die Niemeyer-Pläne waren Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) zu teuer, während Finanzminister Rainer Speer (nebenher Ortschef der SPD) für die Bad-Pläne eintrat. Kritik war wegen der enormen Kosten und der geplanten Landes- und EU-Förderung auch aus den entlegenen Landesteilen Brandenburgs gekommen. Als Kompromiss sollte die alte Halle stehen bleiben und in die Niemeyer-Pläne integriert werden.

Angesichts der nun festgestellten Einsturzgefahr ist allerdings auch dieser Kompromiss fraglich. Sollten die am Montag beginnenden Prüfungen der Dach- und Stützkonstruktion ergeben, dass die Halle nicht saniert werden kann oder dass der Sanierungsaufwand unangemessen hoch ist, müsste sie abgerissen werden, sagte Stadtwerkechef Paffhausen. Dann würde dem Kompromiss-Spaßbad die Schwimmhalle fehlen. Laut Paffhausen gibt es nach einem Abriss nur die Möglichkeit, die ursprünglichen Niemeyer-Pläne samt neuer Schwimmhalle umzusetzen. Die Stadtwerke hatten die Schwimmhalle zusammen mit einer weiteren erst vor einem Jahr von der Landeshauptstadt übernommen. Die zweite Halle im Plattenbaugebiet Am Stern wurde laut Paffhausen im Vorjahr saniert. Um den Sanierungsbedarf der Halle am Brauhausberg zu ermitteln, hatten die Stadtwerke vor Monaten eine Prüfung in Auftrag gegeben. Die Gutachter hätten eine Materialprüfung angeregt, sagte Paffhausen. Bei der Zerstörungsprüfung hätten dann Tragwerksexperten festgestellt, dass Stahlstreben und -seile im Inneren der Betonkonstruktion zum Großteil verrostet sind.

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