zum Hauptinhalt

Brandenburg: Bankgesellschaft Berlin stoppt den Lausitzring

POTSDAM .Die Bankgesellschaft Berlin hat gestern einen Baustopp für den bei Senftenberg geplanten Lausitzring verhängt.

POTSDAM .Die Bankgesellschaft Berlin hat gestern einen Baustopp für den bei Senftenberg geplanten Lausitzring verhängt.Damit kam die Bank nach Tagesspiegel-Informationen einer möglichen Entscheidung der fünften Kammer des Verwaltungsgerichtes Cottbus gegen das 310 Millionen Mark teure Projekt zuvor.Eine Anwohner-Familie hatte gegen die im Mai erteilte Bau- und Betriebsgenehmigung Einspruch eingelegt.Die Bank sei nicht bereit, die juristischen Streitigkeiten um den Bau der Strecke zu tragen, erklärte Lausitzring-Manager Frank Herdmann gestern.Bereits am 4.September sollte mit der Grundsteinlegung für die Haupttribüne der Startschuß für den Hochbau erfolgen.Der Ring sollte 2000 in Betrieb gehen.

Die mögliche Entscheidung des Verwaltungsgerichtes gegen den Bau zeichnete sich für die Bankgesellschaft Berlin und Manager Herdmann bereits am 16.Juli ab: Bei einem Vorort-Termin mit dem vorsitzenden Richter der fünften Kammer des Verwaltungsgerichtes Cottbus auf dem Grundstück der Anwohner-Familie Hartwich, die gegen das Projekt klagt.

Nach diesem Termin erkannte das Verwaltungsgericht deutliche Defizite im Bebauungsplan-Verfahren sowie bei der Erteilung der Bau- und Betriebsgenehmigung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz.Dabei wurde nach Informationen des Tagesspiegels unter anderem die sogenannte Brandenburger Abstandsrichtlinie für den Bau neuer Sportstätten mißachtet.Diese sieht mit Rücksicht auf die Anwohner vor, daß neue Motorsportanlagen wegen der Lautstärke einen Mindestabstand von 1500 Metern zum nächstgelegenen Wohnhaus einhalten müssen.Das Gebäude der Familie Hartwich liegt 450 Meter, das einer Hörlitzer Rentnerin sogar nur 100 Meter neben der geplanten Rennstrecke.

Die "Abstandsrichtlinie" wurde bereits am 6.Juli 1995 im Amtsblatt des Landes veröffentlicht.Erst ein halbes Jahr ließ die Potsdamer Landesregierung den Subventionsbescheid über 241 Millionen Mark für den Bau des Lausitzringes ausstellen.

Das Abstands-Problem war den Lausitzring-Entwicklern und den Bürgermeistern der Anwohnergemeinden Hörlitz, Meuro, Schipkau und Klettwitz spätestens seit Juni 1996 bekannt.Während des Planverfahrens machte das Landesamt für Immissionsschutz in Cottbus in seiner Stellungnahme auf das Problem aufmerksam: "Die Abstände zwischen den zur Plangebietsgrenze nächstgelegenen Wohnstandorten liegen jedoch nur zwischen 100 Meter bis 600 Meter." Das Papier liegt dem Tagesspiegel vor.Bankgesellschaft-Manager Herdmann teilte gestern in Hörlitz mit, jetzt seien die Region und deren Körperschaften gefragt.

Brandenburgs Wirtschaftsministerium sieht das Gesamtprojekt trotz des Baustopps noch längst nicht in Gefahr."Für uns ist wichtig, daß die Bankgesellschaft Berlin nach wie vor zum Lausitzring steht", sagte Sprecher Kenneth Frisse.Die ganze Region stünde bis auf eine einzige Familie hinter dem Vorhaben.Der verkündete Verzicht der Bankgesellschaft eröffne den Weg zu neuen Verhandlungen."Alle Beteiligten werden noch einmal versuchen, eine schnelle Klärung der Probleme zu erreichen."

Dafür sieht die betroffene Anwohner-Familie Hartwich keinen Spielraum: "Hier wird der Widerstand immer größer", sagte Renate Hartwich.Mittlerweile seien mehr als 100 Unterschriften gegen das Projekt von betroffenen Bürgern aus Anwohner-Gemeinden gesammelt worden.

F.HOFMANN U.C.-D.STEYER

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false