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Hochwürden. Die Baumblütenkönigin 2010 heißt Jessica Seiffert. Ihre Vorgängerinnen mussten sich noch im Bikini um den Thron bewerben.

© dpa

Baumblütenkönigin: Eine Frage des Ketchups

Eine Ausstellung auf der Bismarckhöhe dokumentiert die Geschichte der Baumblütenköniginnen. Mit den Zeiten änderten sich die Anforderungen: Die Kandidatinnen mussten sich Bikini präsentieren oder Wissensfragen beantworten.

Als nach 63 Jahren 1989 erstmals wieder eine Baumblütenkönigin gewählt wurde, lief das ab wie eine „Miss Werder“-Wahl: Die 15 Kandidatinnen mussten einzeln über den Laufsteg, „die erste Runde im Wohlfühloutfit und die zweite im Bikini“, erinnert sich Jana Giese. Damals hieß sie noch Jana Mußfeld, sie schlug sich wacker und mit ihr als Baumblütenkönigin begann eine neue Ära des Blütenfestes, zu dem inzwischen jedes Jahr 500 000 Gäste kommen.

Eine Ausstellung im Turm der Bismarckhöhe widmet sich der Geschichte der Hoheiten, bei deren Wahl inzwischen Ausstrahlung, Fachkenntnisse im Obstbau und Heimatverbundenheit im Vordergrund stehen – im Bikini zeigen müssen sich die Kandidatinnen schon lange nicht mehr. Stattdessen entscheiden die Reaktionen auf einen ganzen Fragenkatalog zu Blüten und Wein und eine Fahrt durch die Plantagen. „In Werder fühle ich mich wirklich zu Hause und genieße es, als echte Werderanerin durch die Stadt zu gehen, besonders im Frühling, wenn sie in ihrer vollen Blütenpracht zu bewundern ist.“ Sätze wie der aus der Bewerbung der Königin 2006, Nancy Schöning, kamen bei der Jury an.

Fotos, Zeitungsartikel, Erinnerungstexte der Bewerberinnen und ein Originalkleid aus dem Jahr 2004 dokumentieren, wie sich das Bewerbungsverfahren und die Aufgaben der Königinnen in zwei Jahrzehnten verändert haben. Ausstellungskurator Achim Risch vom „Freundeskreis Bismarckhöhe“ hat begonnen, eine „Königinnen“-Chronik zusammenzustellen, deren erste Seiten ebenfalls zu sehen sind. Warum nach der ersten Königinnenwahl 1936 der Thron über Jahrzehnte leer blieb, hat er allerdings nicht rausbekommen.

Die Chronik beginnt mit Johanna Schmidt, die damals noch „Maikönigin“ hieß. Sie stammte aus einer „gutsituierten Obstzüchterfamile“, fuhr im Eröffnungsumzug mit Kutsche voran. Inthronisiert wurde sie auf dem „Thingplatz“, der Freilichtbühne, die Nazifunktionäre in germanischer Tradition als neue Feierstätte „für den nationalsozialistischen Menschen“ eröffnet hatten. Vom Bewerbungsprozedere damals ist nichts überliefert.

Dafür kann die Entwicklung seit der Wende recht genau rekonstruiert werden: Noch im Jahr 1995 musste Grit Herrmann lediglich eine Frage beantworten, um auf den Thron zu kommen. Sie lautete: „Welche Firma stellte den Ketchup in Werder her?“

Geöffnet zum Blütenfest (bis 2. Mai) täglich 14 bis 18 Uhr, am Wochenende 11 bis 18 Uhr, danach bis 20. Juni an Sonntagen, Himmelfahrt und Pfingsten von 14 bis 18 Uhr, Altenkirch-Weg 1.

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