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Bauprojekt: Elsterwerda will kein Turmhaus

Hoch hinaus sollte es gehen in der kleinen Stadt Elsterwerda ganz im Süden Brandenburgs. Doch die Einwohner waren ebenso wie die Kommunalpolitiker zerstritten über das Projekt, das nach Tagesspiegel-Informationen nun vor dem Aus steht: Ein Hochhaus am Markt der 9000-Einwohner-Stadt.

Elsterwerda - Die ungewöhnliche Idee stammte von Wolfgang T. Müller, der als Immobilienwerber in Berlin und Brandenburg arbeitet. „Ich versuche, Bürger wieder für ihre Städte zu begeistern“, sagt der 60-Jährige, der aus Elsterwerda stammt. Deshalb habe es ihn geärgert, dass seine Heimatstadt „so wenig aus der Neugestaltung des Marktplatzes“ gemacht habe, erzählt er. Als er über seine sonstigen Geschäfte einen finanzkräftigen Investor kennengelernt habe, nahm die Hochhausidee Gestalt an: Bis zu 14 Etagen, etwa 40 Meter hoch sollte der Bau sein – mit Restaurant im Dachgeschoss, Büros und altersgerechten Wohnungen in der Mitte sowie Läden, einem Café, einer Bühne im Erdgeschoss. Auch öffentliche Toiletten sollten nicht fehlen.

„Wir hätten dringend eine Belebung der Innenstadt gebraucht“, sagt der Vorsitzende des Elsterwerdaer Gewerbevereins, Jürgen Brandhorst, der ebenso wie der parteilose Bürgermeister Dieter Herrchen zu den Befürwortern zählte. Hingegen gab der Vorsitzende des städtischen Bauausschusses, Alfred Janko (CDU), zu bedenken, dass sich ein solch hohes Gebäude nicht in das Stadtbild einfügen würde. Vor allem viele ältere Einwohner sahen das ähnlich. Hochhausgegner baten kürzlich sogar Architekturkritiker um Unterstützung. Sie argumentieren, dass die Struktur der ländlich geprägten Kleinstadt durch ein „Hochhaus als Marketinggag“ zerstört würde.

Die Skepsis der Gegner bezog sich auch auf die unbekannten Investoren. Tatsächlich verrät Wolfgang T. Müller nur, dass die Geldgeber in Kaliningrad säßen und sich von dem Hochhaus versprochen hätten, auf dem deutschen Markt bekannt zu werden. Angesichts der endlosen Diskussionen in Elsterwerda hätten sie nun aber keine Lust mehr, ihr Geld hier anzulegen. „Die wollten hier fünf Millionen investieren“, sagt Müller enttäuscht: „Aber wenn die Leute nicht wollen …“

Enttäuscht ist auch der Bürgermeister, allerdings mehr über die Emotionalität des Streits. „Wir waren mit den Stadtverordneten im Gespräch, mit dem Denkmalschutz und Experten“, sagt er. „Ich hätte mir mehr Sachlichkeit gewünscht. Wenigstens das Nachdenken über so ein Projekt muss ja wohl erlaubt sein.“ das

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