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© ddp

Bauwirtschaft: Eine Region hebt ab

62 Prozent der Bauarbeiten am neuen Flughafen wurden an Firmen aus der Umgebung vergeben. Allerdings greifen die großen Unternehmen, die einen Generalauftrag erhalten, nicht ganz freiwillig auf die Angebote der kleinen Firmen zurück.

Die meisten der etwa 1200 Arbeiter auf der Baustelle für den Großflughafen in Schönefeld kommen täglich mit einer relativ kurzen An- und Abreise aus. Ihr Wohnort liegt schließlich ganz in der Nähe. So hat eine Firma aus Schulzendorf diverse Elektroarbeiten übernommen, während ein mittelständiges Unternehmen aus Senftenberg mit der Abdeckung von Kabelschächten beschäftigt ist. „Rund um den Flughafen brummt es“, sagt Peter Dreißig, Präsident der Handwerkskammer Cottbus, deren 10 300 Mitgliedsbetriebe zwischen dem südlichen Berliner Stadtrand und der Landesgrenze zu Sachsen zu Hause sind. „Viele Betriebe machen hier sehr gute Geschäfte, wobei sich diese nicht ausschließlich auf das Flughafengelände beschränken.“ Auch die Gewerbegebiete, der Hotelneubau oder Servicebetriebe böten Arbeit.

Die Flughafengesellschaft belegt die Einschätzung der Handwerkskammer mit einer konkreten Zahl: „62 Prozent der von uns vergebenen Bauleistungen in der Gesamthöhe von 1,8 Milliarden Euro gingen an Firmen aus der Region“, sagte der Technik-Geschäftsführer Manfred Körtgen auf einem Treffen mit den Obermeistern der Kammer in Schönefeld. „Das ist gerade angesichts der europaweiten Ausschreibung der Aufträge ein vorher nicht erwarteter Wert.“ Allerdings greifen die großen Unternehmen, die einen Generalauftrag erhalten, nicht ganz freiwillig auf die Angebote der kleinen Firmen zurück. „Sie sind verpflichtet, Betriebe aus dem gutbestückten Bieterverzeichnis zur Abgabe eines Angebotes aufzufordern“, erklärt Knut Deutscher, Hauptgeschäftsführer der Cottbuser Handwerkskammer. „In diesem Bieterverzeichnis, das von allen Brandenburger Industrie- und Handelskammern sowie Handwerkskammern gemeinsam und direkt in Schönefeld geführt wird, stellen sich Betriebe mit ihren Leistungen vor.“ Das Instrument, gegenüber dem die Flughafengesellschaft zuerst etwas skeptisch war, habe sich sehr bewährt.

Nach der Eröffnung des Flughafens am 30. Oktober 2011 rechnet die Handwerkskammer aber mit nur wenigen Aufträgen für kleinere Firmen. „Für die Übernahme eines Ladens oder eines Restaurants braucht man viel Kraft und Potenzial“, sagt Dreißig. „Ich habe mir als Bäckermeister auch überlegt, mich um eine Filiale in Schönefeld zu bewerben. Aber die Anforderungen sind zu hoch.“ 365 Tage im Jahr mit täglich langen Öffnungszeiten seien nur mit großem Personalapparat zu schaffen. Da würden sich im Umfeld des Flughafens andere und nicht weniger lukrative Möglichkeiten bieten, etwa bei der Versorgung der vielen Beschäftigten in den neuen Unternehmen. So gesehen könnte die Prognose der Flughafengesellschaft von 40 000 neuen Arbeitsplätzen durch den neuen Airport tatsächlich aufgehen.

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