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BBI: Routen sollen nach Start des Flugbetriebes erneut geprüft werden

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer hält das umstrittene Konzept der Flugsicherung für genehmigungsfähig.

Das am Montag von der Deutschen Flugsicherung (DFS) vorgestellte Konzept für die Flugrouten des künftigen Flughafens Berlin-Brandenburg „Willy Brandt“ in Schönefeld ist nach Ansicht von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) „wohl genehmigungsfähig“. Zuständig dafür ist das ihm unterstehende Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung, das die Entscheidung im nächsten Jahr treffen soll. Das letzte Wort sei aber auch dann noch nicht gesprochen, sagte Staatssekretär Klaus-Dieter Scheurle am Dienstag. Ein halbes Jahr nach Beginn des Flugbetriebes solle erneut geprüft werden, ob die Vorgaben, die in der Theorie zu einer Entlastung vieler Anwohner führten, auch eingehalten werden. Sonst müssten sie geändert werden.

Unter anderem solle kontrolliert werden, ob Teltow wirklich so vom Lärm verschont werde, wie es die Flugsicherung verspricht, sagte Scheurle, der am Dienstag mit einigen Bürgerinitiativen das Routenkonzept diskutiert hatte. Nicht dabei waren unter anderem Vertreter der Region um den Müggelsee, die nach dem Konzept der Flugsicherung in nur geringer Höhe überquert werden soll. Scheurle macht den Anwohnern aber auch nur wenig Hoffnung, dass sich hier noch etwas ändern werde. Ziel sei es gewesen, Anwohner möglichst nicht doppelt durch Starts und Landungen zu belasten. Da Erkner bei Westwind die Anflüge ertragen müsse, sollten dessen Bewohner bei Starts nach Osten durch die Route über den Müggelsee entlastet werden.

Schwer lösbar sei auch das Problem der Anflüge über den Havelseen, sagte Scheurle, der Aufsichtsratsvorsitzender der DFS ist. Hier werde es weitere Gespräche geben. Der Flughafen sei aber nun einmal umgeben von Siedlungsgebieten.

Scheurle will nach seinen Angaben auch die Flughafengesellschaft drängen, bei der Nutzung der Start- und Landebahnen flexibler zu sein, um so Flüge über dicht bewohnten Gebieten zu minimieren. Der Flughafen in Frankfurt am Main sei hier weiter als in Berlin, monierte der Staatssekretär.

Dass die Flugsicherung nicht dem Vorschlag der Fluglärmkommission gefolgt ist, den Piloten erst in einer Höhe von 10 000 Fuß – und damit weiter weg vom Flughafen – das Verlassen der Routen zu erlauben, ist für Scheurle nachvollziehbar. Dieses Verfahren hätte nach Berechnungen der DFS die Kapazität um 30 Prozent verringert und zu Verspätungen von bis zu einer halben Stunde geführt. Deshalb können die Maschinen, wie auch auf anderen Flughäfen praktiziert, bereits in 5000 Fuß Höhe den Kurs ändern.

Trotzdem habe man insgesamt bei den künftigen Routen „ganz gute Erfolge“ erreicht, sagte Minister Ramsauer, der sich intensiv in die Diskussion eingeschaltet hatte. Die Routendiskussion sei die „Reparatur eines Konstruktionsfehlers“ gewesen. Die künftigen Routen hätten von Anfang an im Genehmigungsverfahren für den Flughafenausbau berücksichtigt werden müssen. Dies hätten die Flughafengesellschaft und die Genehmigungsbehörde in Brandenburg versäumt.

Bei der Forderung nach einem Nachtflugverbot steht Ramsauer aufseiten der Flughafengesellschaft, die auch zwischen 22 Uhr und 24 Uhr sowie zwischen 5 Uhr und 6 Uhr Flugverkehr haben will, was Anwohner ablehnen. Ein totales Nachtflugverbot sei nicht möglich, sagte Ramsauer. Im Koalitionsvertrag mit der FDP ist sogar vorgesehen, die bestehenden Nachtflugregelungen aufzuweichen. Nach einer großen Begeisterung am Anfang ziehe hier inzwischen aber kein Bundesland mehr mit, sagte Ramsauer. Und einen Alleingang plane er nicht. Klaus Kurpjuweit

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