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Brandenburg: Benefizkonzert: Beginn einer schönen Freundschaft

Noch heute stellen die taubblinden Bewohner des Babelsberger Oberlinhauses ihre Uhren nach einer Standuhr mit großem Resonanzkörper, den einst die preußische Königin Auguste feierlich spendierte. Sie erfühlen die Zeit.

Noch heute stellen die taubblinden Bewohner des Babelsberger Oberlinhauses ihre Uhren nach einer Standuhr mit großem Resonanzkörper, den einst die preußische Königin Auguste feierlich spendierte. Sie erfühlen die Zeit. Von Generalfeldmarschall von Moltke bis zu Altbundeskanzler Helmut Schmidt engagierte sich durch die Jahre viel Prominenz für die Belange dieser Einrichtung. Diese hilft seit rund hundert Jahren Behinderten, Brücken ins Leben zu bauen. Seit seiner Gründung hat es der Oberlinverein verstanden, die betuchtere Gesellschaft für wohltätige Zwecke zu gewinnen. Im vergangenen Jahr sammelte Oscarpreisträger Volker Schlöndorff mit der Spendenkampagne "Ohne Liebe geht es nicht - Hilfe für taubblinde Kinder" 850 000 Mark für die Sanierung des letztmalig 1945 renovierten Schul- und Wohnbereiches für Taubblinde im Babelsberger Oberlinhaus.

Jetzt werden insgesamt 6,5 Millionen Mark für eine zeitgemäße Sanierung benötigt. Bis auf einen Zuschuss des Landes Brandenburg von 1,2 Millionen Mark und des Landes Sachsen von 450 000 Mark muss der Oberlinverein die Kosten selber tragen. Wieder werden Sponsoren gesucht. Vielleicht war das Benefizkonzert am vergangenen Freitag im Potsdamer Nikolaisaal der Beginn einer neuen wunderbaren Freundschaft zwischen Geld, Geist und gesellschaftlichen Belangen.

So viel Prominenz im öffentlichen Raum hat Potsdam schon lange nicht mehr gesehen. Alle 725 Karten im Preis von 150 bis 200 Mark waren verkauft. Bereits eine Stunde vor Konzertbeginn füllte sich das Foyer mit den Schönen und Reichen, mit bedeutenden Vertretern aus Politik, Wirtschaft, aus der Medien- und Modewelt. Friede Springer, Ulla Klingbeil, Danièle Thoma, die schon vor einiger Zeit mit der RTL-Stiftung das Oberlinhaus unterstützt hatte und der Regisseur Volker Schlöndorff waren die Gastgeber des Abends.

Sie öffneten dem guten Zweck nicht nur Herz und Portefeuille, sondern auch ihre Gästelisten und luden Alt-Potsdamer wie Gerhard Joop, den Vater des berühmten Modeschöpfers und den Oberbürgermeister der Stadt Matthias Platzeck mit Partnerin Carla Kniestädt ein. Es kamen Neu-Potsdamer wie Frau von Puttkamer, die Gattin des Deutschen Botschafters in den Niederlanden oder Dorothea Sihler, Lebensgefährtin von Günther Jauch.

"Eine gute Gelegenheit, den neuen Nachbarn kennen zu lernen", wie Volker Schlöndorff betonte. Auch Ulrich Meyer von SAT I lobte "die unglaubliche Power", mit der Ulla Klingbeil für das Projekt zu werben verstand. Ihr gelang es auch, unterstützt von Rudolf Weinsheimer, dem Begründer des Ensembles, "Die 12 Cellisten" der Berliner Philharmonie nach Potsdam zu locken. Diese brachten dann gleich noch die chilenische Sängerin Marcela de Loa mit.

Gerahmt von den Gipsmodellen zukünftiger Brunnenfiguren, ein Geschenk von Bildhauer Karsten Klingbeil für die Kinder des Oberlinhauses, beseelten sie den nüchternen Konzertsaal unter dem Titel "Shout American Getaway" mit einem Klangrausch südamerikanischer Weisen. Beschwingt erging sich das Publikum danach noch einige Stunden im Sehen und Gesehenwerden, Plaudern und Spenden. Die erste Hochrechnung ergab einen Erlös von mindestens 90 000 Mark. Ein gelungener Abend, den Volker Schlöndorff am liebsten sofort wiederholen würde.

Hanne Bahra

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