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Brandenburg: Bevölkerungsstatistik: Stirbt der Brandenburger aus?

Auch Brandenburg, das bislang als einziges Ost-Bundesland ein Bevölkerungswachstum registrierte, muss jetzt mit sinkenden Einwohnerzahlen rechnen. Das geht aus der neuen amtlichen Bevölkerungsprognose bis 2015 hervor, die am Freitag in Potsdam vorgestellt wurde.

Auch Brandenburg, das bislang als einziges Ost-Bundesland ein Bevölkerungswachstum registrierte, muss jetzt mit sinkenden Einwohnerzahlen rechnen. Das geht aus der neuen amtlichen Bevölkerungsprognose bis 2015 hervor, die am Freitag in Potsdam vorgestellt wurde.

Danach werden ab 2005 auch Zuzügler nicht mehr ausreichen, um die Geburtendefizite - es sterben mehr Menschen, als geboren werden - zu kompensieren. Gleichzeitig wird es massive Veränderungen in der Altersstruktur Brandenburgs geben. Die Zahl der Erwerbsfähigen sinkt, die der Senioren wächst rapide: 2015 ist dann jeder vierte Brandenburger älter als 65 Jahre.

Bis dahin wird die Bevölkerung Brandenburgs insgesamt zwar nur um 21.000 Einwohner sinken, doch im Land selbst wird es extreme Unterschiede geben. Das Experten-Szenario ist eindeutig: Die Verödung und Entvölkerung der Randregionen hält auch künftig unvermindert an, trotz Förderbemühungen durch die Landesregierung. Wolf Beyer vom Landesumweltamt resümiert, dass die Angleichung der Lebensverhältnisse immer schwieriger werde. Und die Politik habe auf diesen objektiven demographischen Trend kaum Einfluss.

"Die Schere zwischen dem Berliner Umland und dem äußeren Verflechtungsraum in den kommenden Jahren geht weiter auseinandergehen", prophezeit auch Christiane Siegmund, Vizechefin des Landesbetriebes für Datenverarbeitung und Statistik. So werden nach der Prognose die bereits jetzt dünnbesiedelten Randregionen bis 2015 weitere 176 000 Einwohner (das entspricht etwa der Einwohnerzahl des Landkreises Barnim) verlieren.

Dagegen wird das Berliner Umland, wo Zuzüge den Sterbeüberschuss ausgleichen, sogar einen Einwohnerzuwachs von 154 000 Menschen verzeichnen. Obwohl er nur 15 Prozent der Landesfläche ausmacht, werden im "Speckgürtel" dann 42 Prozent der Brandenburger leben. Die Prognose birgt politische Brisanz: Angesichts leerer Kassen werde sich die Förderung der öffentlichen Hand in Ostdeutschland künftig auf bevölkerungsstarke Gebiete konzentrieren müssen, hatte SPD-Landeschef Matthias Platzeck kürzlich erklärt.

Vor allem die Städte und Landkreise in den Berlin fernen Regionen werden sich von Wachstumsträumen endgültig verabschieden müssen, da auch nach 2015 keine Trendwende in Sicht ist, so Beyer. So wird die Einwohnerzahl der kreisfreien Städte Brandenburg an der Havel (minus 14 Prozent), Cottbus (minus 13,5 Prozent) und Frankfurt an der Oder, (minus 12,1 Prozent) schrumpfen. Nur die Landeshauptstadt Potsdam kann mit einem Zuwachs von sechs Prozent rechen.

Berlin ferne Landkreise wie Elbe-Elster oder Oberspreewald-Lausitz werden allein dadurch, dass mehr Menschen sterben als auf die Welt kommen, in den nächsten Jahren ein Zehntel ihrer Bevölkerung verlieren. Nur in den Berlin nahen Landkreisen wie Dahme-Spreewald, wo nur ein leichter Rückgang von 1,7 Prozent vorhergesagt wird, kann dies durch Zuzüge ausgeglichen werden.

Die Prognose weist auch die Gewinnerregionen Brandenburgs aus, die bis 2015 mit einem weiteren Wachstum an Steuerzahlern rechnen können: Neben der Stadt Potsdam sind es vor allem die Landkreise Potsdam-Mittelmark (plus 35,3 Prozent) und Havelland (plus 22 Prozent) im Süden und Westen Berlins. Für die Stadt Falkensee, bereits jetzt die am stärksten wachsende Kleinstadt Deutschlands, wird weiterhin der größte Boom erwartet: Hatte Falkensee 1999 noch 32.000 Einwohner, werden es 2015 bereits 51 000 Einwohner sein - eine Steigerung um 160 Prozent.

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