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Brandenburg: Bewahrt die Kirchen im Dorf

ClausDieter Steyer über den Wert von Hilfsprogrammen für marode Gotteshäuser ANGEMARKT Das Programm klang gut: „Dach und Fach“. Und der Titel war durchaus auch wörtlich zu verstehen: Im Mittelpunkt standen Dächer und Fachwerke alter Dorfkirchen.

ClausDieter Steyer über den Wert von Hilfsprogrammen für marode Gotteshäuser

ANGEMARKT

Das Programm klang gut: „Dach und Fach“. Und der Titel war durchaus auch wörtlich zu verstehen: Im Mittelpunkt standen Dächer und Fachwerke alter Dorfkirchen. Rund eine Million Euro aus dem Bundeshaushalt kamen Brandenburg auf diesem Weg jährlich zugute. Dazu kamen Mittel des Landes und der Kommunen. Mit der im Vergleich zu anderen Etatposten geringen Summe wurde seit 1998 Beträchtliches geschafft. 40 der 1300 Brandenburger Dorfkirchen konnten alljährlich vor weiterem Verfall gerettet werden. Oftmals halfen schon zwei Eisenträger, vier Quadratmeter Dachziegel oder ein Dutzend behelfsmäßiger Stützpfeiler. Manche Gotteshäuser konnten sogar komplett saniert werden.

Doch ab 2004 soll das Programm Geschichte sein. Und Kulturministerin, Landeskonservator, Kirchenleitungen, Gemeinden, Tourismus- und Handwerksbetriebe fürchten schlimme Folgen für Kirchen, Tourismus und den ohnehin schwierigen Arbeitsmarkt.

Mancher Großstädter kann sich die Rolle der Kirchen auf dem flachen Land vielleicht nicht so recht vorstellen. Für den Gottesdienst allein werden die oft riesigen Bauwerke tatsächlich kaum noch gebraucht. Die Kirchengemeinden zählen meist nur noch zehn bis 20 Prozent der Einwohner zu ihren Mitgliedern. Da predigt der Pfarrer manchmal vor nur zehn bis 15 Gläubigen, und das oft nur einmal im Monat. Dafür würde das große Wohnzimmer im Pfarrhaus reichen. Auch Taufen finden im Unterschied zu Trauerfeiern nur noch vereinzelt statt, da viele junge Leute auf der Suche nach Arbeit längst ihre Heimat verlassen haben. Daher besitzen die Kirchen heute eine ganz andere Bedeutung als noch vor einigen Jahrzehnten.

Gerade die Ideen zur Rettung der historischen Bauwerke bringen die Menschen zusammen. Sie organisieren Konzerte oder Ausstellungen, verfassen Chroniken, legen bei kleinen Reparaturen selbst Hand an und reden miteinander. Andere Gelegenheiten dafür sind rar geworden, nachdem Kneipe, Schule, Dorfladen und oft sogar der letzte Bauernhof schon geschlossen wurden. Nun aber werden Pläne geschmiedet, Briefe geschrieben, Anträge auf Fördergeld ausgefüllt und Hoffnungen geschürt.

Letztere richten sich fast ausschließlich auf die Kassen des Bundes und des Landes, weil sich Sponsoren in solchen abgelegenen Flecken kaum engagieren. Und so ist die Enttäuschung nur allzu verständlich, wenn eine schon zugesagte Finanzhilfe für die Dorfkirchen nun nicht gezahlt wird. Gleichwohl darf sich die Kritik nicht allein auf das Ende des Programms „Dach und Fach“ konzentrieren.

Denn angesichts des großen Effekts des Denkmalschutzes für den Arbeitsmarkt, die Stimmung auf dem Land und nicht zuletzt auch den Tourismus sollte auch das Land noch einmal seine Kassenlage prüfen. Und für wirklich lohnende Projekte das Geld dann lockermachen.

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