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© p-a/ZB

Bio-Eier: Ministerium verteidigt Eierfabrikanten

Das Brandenburger Agrarministerium weist Vorwürfe von Tierschützern zurück, Eierproduzenten der Region würden falsch etikettierte Eier verkaufen. Demnach hätten die Höfe die Vorschriften für Freiland- und Biohaltung eingehalten.

Berlin/Bestensee - Beim Thema Eier bestand gestern nur in einem Punkt Einigkeit: Wer seine Bio-Eier nicht im Supermarkt kauft, sondern im Bioladen, ist einigermaßen auf der sicheren Seite. Dieser Ansicht ist sogar Edmund Haferbeck von der Tierschutzorganisation Peta, der am Mittwoch wie berichtet Eierproduzenten in der Region beschuldigt hatte, falsch etikettierte Eier verkauft zu haben. Peta hatte heimlich Filmaufnahmen in Hühnerställen der Firma Landkost in Bestensee gemacht und dann behauptet, die Landkost-Eier würden als Freiland- und Bio-Eier verkauft, stammten aber in Wahrheit aus „tierquälerischer Bodenhaltung“. Angegriffen wurde auch der Biohof Deersheim in Sachsen-Anhalt, der die umetikettierten Eier vertreibe. Beide Eierproduzenten hatten die Aussagen als völlig falsch zurückgewiesen.

Rückendeckung bekamen sie am Donnerstag vom Agrarministerium in Potsdam. Alle Vorschriften seien eingehalten worden, sagte Lutz Desselberger, Referatsleiter für Verbraucherschutz. Der Biohof Deersheim habe nahe der Firma Landkost Hallen gepachtet und produziere dort Bio-Eier. Peta hingegen behauptet, die Bodenhaltungseier von Landkost würden mit Bio-Stempeln versehen und über den Biohof Deersheim in den Handel gebracht. Deersheim-Geschäftsführerin Ute Knust wies dies als „bösartige Unterstellung“ zurück. Gerade gestern sei vom Ministerium und von der Öko-Kontrollstelle alles überprüft und für in Ordnung befunden worden. Auch die Warenströme seien kontrolliert worden – untergemogelte Eier würden da allein mengenmäßig sofort auffallen, sagte Knust.

Auf die Frage, ob mit Deklarationen leicht Schwindel getrieben werden könne, gab Desselberger allerdings zu: „Die Kontroll-Frequenz ist sicher etwas dünn.“ Das hält Peta-Aktivist Haferbeck für eine Untertreibung. „Die Eierfabrikanten stempeln die Eier selbst. Die können machen, was sie wollen, und das machen sie auch.“ Freiland- und Bio-Eier lassen sich im Handel teurer verkaufen als solche aus Bodenhaltung. Die Stellungnahme des Ministeriums sieht Haferbeck als Teil des Systems: „Gerade bei Landkost geht das bis hinauf ins Ministerium.“ Im Oktober hatten Ministerpräsident Matthias Platzeck und Agrarminister Dietmar Woidke (beide SPD) dort eine neue Legehennen-Farm eröffnet. Landkost erzeugt nach eigenen Angaben mit drei Millionen Hennen jährlich eine Milliarde Eier und macht 70 Millionen Euro Umsatz. Auch Verbrauchersenatorin Katrin Lompscher (Linke) sieht „keine Veranlassung, etwas zu unternehmen“. Sie habe nach Rücksprache mit Brandenburg festgestellt, dass die Vorwürfe „nicht stichhaltig“ seien, sagte sie im Abgeordnetenhaus.

Die Handelsketten reagierten unterschiedlich. Während die Rewe-Gruppe, zu der auch Penny gehört, von beiden Lieferanten vorerst keine Eier mehr bezieht, hat Edeka die Eier nicht aus den Regalen genommen. „Wir beauftragen eigene Prüfer, die herausfinden sollen, was an den Vorwürfen dran ist“, sagte Edeka-Sprecher Andreas Laubig. Die Eier seien nicht gesundheitsgefährdend, außerdem gelte die Unschuldsvermutung. Und Peta sei bekannt für forsches Auftreten. In der Tat sind die radikalen Tierschützer schon öfter mit militanten Aktionen aufgefallen.

Den Kunden macht der Wirbel offenbar nichts aus. Die Leiterin der Edeka-Filiale am Kaiser-Wilhelm-Platz, Nicole Kurjahn, hatte noch keine Nachfragen zum Thema Eier. Die meisten Kunden gaben auf Nachfrage Antworten wie „Mir egal, ich kaufe trotzdem.“

Fatina Keilani, Julia Regis

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