zum Hauptinhalt

Brandenburg: Blutspuren belasten Verdächtigen

Ermittler zweifeln nicht an rassistischem Hintergrund der Attacke

Potsdam - Nach dem brutalen Überfall auf einen dunkelhäutigen Ingenieur in Potsdam am Ostersonntag hat sich nach Tagesspiegel-Informationen der Tatverdacht gegen die beiden verhafteten Verdächtigen weiter erhärtet. Sie werden durch Zeugenberichte, Spuren am Tatort und die Stimmenanalyse eines Mailboxmitschnittes schwer belastet. Die Potsdamer Ermittler gehen weiter von einem fremdenfeindlichen Hintergrund aus. Ob die Täter auch rechtsextremistische Beweggründe hatten, sei nebensächlich, so ein Ermittler: „Die Grenzen sind da fließend, dass die Täter fremdenfeindlich sind, steht außer Frage.“

Für die Potsdamer Ermittler steht inzwischen „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit fest“, dass die beiden Tatverdächtigen Björn L. und Thomas M. am Tatort waren und die Tat auch begangen haben. So sind auf der am Tatort gefundenen Scherbe von einer Bierflasche neben den Fingerabdrücken und Blutspuren von Thomas M. auch Blutspuren des Opfers Ermyas M. gefunden worden. Bisher war nur davon die Rede, dass sich Fingerabdrücke und DNA-Spuren von Thomas M. auf der Scherbe befinden. Offen ist noch, ob das Opfer mit der Bierflasche traktiert worden ist.

Außerdem sind sich die drei Experten des Landeskriminalamtes (LKA), die den Mitschnitt einer Handymailbox analysiert haben, absolut sicher, dass dort die beiden Verdächtigen zu hören sind. Sie hatten Stimmproben der Tatverdächtigen mit den von Nebengeräuschen getrennten und einzeln isolierten Stimmen auf der Mailbox verglichen. Kurz bevor er zusammengeschlagen worden war, hatte Ermyas M. noch seine Ehefrau auf dem Handy angerufen. Da diese nicht abnahm, wurde das Gespräch von der Mailbox aufgezeichnet. Deutlich zu hören ist, wie Ermyas M. von zwei Männer als „Nigger“ beschimpft wurde. Vorher soll Ermyas M. deutlich „Schweinesau“ gesagt haben. Offen ist, ob das den Angreifern oder seiner Frau galt, mit der er zuvor gesprochen hatte. Die Ehefrau habe die Beschimpfung beim Abhören der Mailbox auf sich bezogen, heißt es.

Der Anwalt des Tatverdächtigen 29-jährigen Björn L. hat gestern unabhängig von der Ermittlungsergebnissen die Aufhebung des Haftbefehls gegen seinen Mandanten beantragt. Damit müsse sein Mandant innerhalb von 14 Tagen erneut dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt werden, sagte Anwalt Veikko Bartel. Während Bartel angibt, sein Mandant habe ein Alibi für die Tatnacht, glauben die Ermittler, dass es sich um ein konstruiertes Alibi von Seiten der Mutter und von Freunden handelt. Zudem habe sich der Lebensgefährte der Mutter in Vernehmungen in Widersprüche verwickelt. Auch die Angaben der Freunde von L., die angeben, sie seien am Tatabend mit diesem essen gegangen und hätten ihn dann nach Hause gefahren, werden – unabhängig von den Spuren am Tatort – bezweifelt: Die Ermittler gehen davon aus, dass das Alibi am vergangenen Freitag erst konstruiert worden ist.

Der Verteidiger von Thomas M. bestätigte gestern, dass sein Mandant kein stichhaltiges Alibi für die Tatnacht habe: M. sei zu Hause gewesen und habe Fernsehen geguckt. Er bestreitet jede Tatbeteiligung und auch, dass er der rechten Szene angehört. Thomas M. habe freiwillig eine Speichelprobe abgegeben. Auf die DNA-Spuren und Fingerabdrücke seines Mandanten auf der Flaschenscherbe am Tatort gibt Anwalt Sven-Oliver Milke nicht viel: Der Zeitpunkt, zu dem die Scherbe dorthin gelangte, sei unklar. fan/HK/pete/thm

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false