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Brandenburg: Bombadier-Werk: Stolpe: Wir stehen zum Standort Hennigsdorf

Die Landesregierung hat gestern der Belegschaft des von der Schließung bedrohten Bombadier-Werkes für Schienenfahrzeuge in Hennigsdorf ihre volle Unterstützung zugesichert. "Quer durch die Parteien stehen wir zum Standort", sagte Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) vor rund 1200 Beschäftigten auf einer Betriebsversammlung vor dem Werktor.

Die Landesregierung hat gestern der Belegschaft des von der Schließung bedrohten Bombadier-Werkes für Schienenfahrzeuge in Hennigsdorf ihre volle Unterstützung zugesichert. "Quer durch die Parteien stehen wir zum Standort", sagte Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) vor rund 1200 Beschäftigten auf einer Betriebsversammlung vor dem Werktor.

Zusammen mit Stolpe waren die Kabinettsmitglieder Wolfgang Fürniß (Wirtschaft) und Alwin Ziel (Arbeit) sowie mehrere Bundes- und Landtagsabgeordnete in die 24 000 Einwohner zählende Stadt im Nordwesten von Berlin gekommen. "Die Region hängt am seidenen Faden", meinte Philipp Becker, Geschäftsführer der IG Metall Oranienburg. Hier gehe es nicht nur um 2500 Arbeitsplätze, die bei einer Werksschließung verloren wären. Weitere 10 000 Menschen seien in Zulieferbetrieben und im Dienstleistungssektor betroffen.

Die Gewerkschaft verlange deshalb von der Landesregierung, Schienenfahrzeuge für den Nahverkehr auch wirklich in Hennigsdorf und nicht anderswo zu kaufen. Diesen Ball gab Stolpe gleich weiter an den Bund, wo die Zukunft des Werkes heute Thema im Parlament war.

Während die Opposition in Berlin den Fall in der Aktuellen Stunde als Beispiel nahm, um die Wirtschaftspolitik der rot-grünen Regierung zu kritisieren, wiegelte der SPD-Abgeordnete Dietmar Staffelt ab. Er warnte davor, eine Krise auszurufen, die es gar nicht gebe. Für Stephan Hilsberg (SPD), den Parlamentarischen Staatssekretär im Verkehrsministerium, ist der Fall Hennigsdorf Zeuge für einen Konsolidierungsprozess, der soziale Härten mit sich bringe. Hilsberg verwies darauf, dass die Regierung eine Bahn-Teststrecke bei Hennigsdorf fördern werde.

Diese will laut Fürniß auch Brandenburg mit 100 Millionen Mark unterstützen. Sowohl Stolpe als auch Fürniß verwiesen auf die notwendige Zusammenarbeit mit Berlin. Die Stadt spiele als Flächeneigentümer für das geplante Projekt eine wichtige Rolle, und auch als Auftraggeber für Testreihen. Rund 800 der 2500 Mitarbeiter kommen aus Berlin, viele aus dem 1993 geschlossenen AEG-Werk.

Die Stimmung unter den Arbeitern vor Ort schwankte gestern zwischen Skepsis und Hoffnung. "Bombardier ist doch ein internationaler Konzern", sagte ein seit 30 Jahren im Werk beschäftigter Monteur. "Der wird sich doch von einer Landesregierung nicht vorschreiben lassen, welches Werk wegen Überkapazitäten schließt." Das erklärte auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Rainer Eppelmann. "Aber wir müssen darum kämpfen, dass wenigstens Bund, Landesregierung und Senat das Werk am Laufen halten." Die Steuergelder, mit denen das Werk modernisiert worden sei, dürften doch nicht zum Fenster herausgeworfen sein. Andere Arbeiter wollen den Konzern moralisch verpflichten: "Der kann doch nicht einfach eine neue Bude dichtmachen."

Die Geschäftsleitung äußerte sich gestern nicht zu ihren Plänen. Gemeldet wurde aber, dass die Schweiz Teile ihrer Intercity-Neigezüge von Bombadier bauen lassen wird. Produziert werden die Waggons laut Schweizer Angaben in Hennigsdorf.

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