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Brandenburg: "Bombodrom": Protest gegen Bombenabwurfplatz

Hunderte Menschen haben sich am Sonntag in Brandenburg an den traditionellen Ostermärschen beteiligt. Bei Wittstock (Kreis Ostprignitz-Ruppin) demonstrierten nach Angaben der Veranstalter 1500 bis 2000 Menschen gegen den umstrittenen Bombenabwurfplatz "Bombodrom" in der Kyritz-Ruppiner Heide.

Hunderte Menschen haben sich am Sonntag in Brandenburg an den traditionellen Ostermärschen beteiligt. Bei Wittstock (Kreis Ostprignitz-Ruppin) demonstrierten nach Angaben der Veranstalter 1500 bis 2000 Menschen gegen den umstrittenen Bombenabwurfplatz "Bombodrom" in der Kyritz-Ruppiner Heide. Zu der 70. Protestwanderung seit 1992, das Gründungsjahr der Bürgerinitiative "Freie Heide", für eine zivile Nutzung des Areals hatte die Bürgerinitiative erneut eingeladen. In Frankfurt (Oder) trafen rund 30 Radfahrer von Leipzig kommend ein. Sie beendeten ihre Tour an der Friedensglocke an der Karl-Marx-Straße.

Am Rande des Osterspaziergangs auf dem früheren sowjetischen Bombenabwurfplatz kam es nach Angaben der Bürgerinitiative zu einem Zwischenfall. Als einige Radfahrer vom Kommandoturm bei Schweinrich über das strittige Gelände zum Treffpunkt in Fretzdorf fahren wollten, habe der Wachschutz einen Warnschuss mit scharfer Munition abgegeben.

Ein Teilnehmer sei über mehrere Stunden bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten worden. "Das ist ein unverhältnismäßiges Vorgehen, zumal die Bundeswehr im Januar erklärt hat, dass die Wegerechtsfragen bis auf weiteres offen bleiben", sagte Benedikt Schirge von der Bürgerinitiative. Die Radler hätten einen Weg benutzt, der auch Jägern und vielen anderen offen stehe.

Der von der Fretzdorfer Kirche ausgehende Osterspaziergang stand unter dem Motto "Für die Einhaltung des Rechts, für Zivilcourage und Toleranz, gegen Gewalt, Willkür und Ignoranz". Zu den Teilnehmern zählten die Brandenburger Ausländerbeauftragte Almuth Berger und der Friedensforscher Horst-Eberhard Richter (Gießen) sowie Bundestagsabgeordnete von SPD, Bündnis 90 / Grüne und PDS.

Berger plädierte in einer geistlichen Besinnung für eine gewaltfreie, tolerantere und auch Fremden gegenüber offenere Gesellschaft. In Bezug auf das Bombodrom sprach sie sich in Anlehnung an einen Bibeltext für ein "Feld des Lebens, nicht des Todes" aus. Richter sagte, "die Ostermärsche sind nicht tot". Es gehe nicht nur darum, den Bombenabwurfplatz zu verhindern. Es sei auch so, dass die Bomber keinen wirklichen Frieden auf dem Balkan gebracht hätten. Die Einsätze würden nur der Rüstungsindustrie, nicht aber den Menschen helfen.

Der Münsteraner Bundestagsabgeordnete Winfried Nachtwei (Grüne) berichtete über den Gruppenantrag, den er mit 59 anderen Abgeordneten seiner und der SPD-Fraktion Anfang April im Bundestag eingebracht hatte. Darin fordern sie eine zivile Nutzung des Areals bei Wittstock. Die offizielle Begründung der Bundeswehr, der Luft-Boden- Schießplatz werde militärisch benötigt, sei nicht stichhaltig. Die Luft-Boden-Einsätze der Bundeswehr seien im vergangenen Jahr um 20 Prozent zurückgegangen und würden weiter abnehmen.

Um das 14 000 Hektar große Gelände des so genannten Bombodroms, das nach dem Zweiten Weltkrieg von der Sowjetarmee genutzt worden war, wird seit Jahren juristisch und politisch gerungen. Im Dezember hatten die Gegner einen Sieg errungen, als das Bundesverwaltungsgericht in Berlin den Streitkräften untersagte, das Übungsgelände im Norden Brandenburgs weiter militärisch zu nutzen. "Trotzdem engagieren wir uns weiterhin für die Freie Heide", sagte BI-Sprecher Schirge.

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