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Grenzöffnung

© ddp

Brandenburg: Jetzt ist Polen wirklich offen

Das Nachbarland rückt wieder ein Stück näher. An der Grenze müssen keine Ausweise mehr vorzeigt werden, und Schwedt hat eine neue Buslinie.

An den Grenzübergängen zu Polen liefen gestern überall die Vorbereitungen auf den Wegfall der Personenkontrollen um Mitternacht. Da sich die meisten Abfertigungsgebäude auf der östlichen Seite von Oder und Neiße befinden, werden sie im Laufe des heutigen Freitags von den deutschen Beamten geräumt. Lediglich in der großen Kontrollstelle hinter der Autobahnbrücke über die Oder wird auch weiterhin deutsch gesprochen: Hier sollen künftig rund 70 Beamte der Polizeien Brandenburgs, Berlins, Sachsens, Mecklenburg-Vorpommerns und Polens, der Bundespolizei und des polnischen Grenzschutzes sowie der Zollbehörden beider Länder zusammenarbeiten. Vorbild ist die seit 1999 arbeitende deutsch-französische Verbindungsstelle im badischen Kehl. Zur Eröffnung am Nachmittag wurde auch Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) erwartet.

Bereits zwölf Stunden vor dem Ende der Passkontrollen konnten die Insassen eines Busses aus Schwedt die Grenze ohne Vorzeigen eines Ausweises erleben. Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) saß in der ersten Reihe und eröffnete die neue Buslinie, die nun mit drei Fahrten an jedem Sonnabend Schwedt mit dem gut 20 Kilometer entfernten Chojna verbindet. Bisher bietet die Schwedter Personenverkehrsgesellschaft lediglich acht tägliche Fahrten zum Polenmarkt im Grenzort Krajnik Dolny direkt hinter der Oder an. „Rund 140 Fahrgäste nutzen diese Linie pro Tag“, sagte Geschäftsführer Jürgen Crusius. „Wir hoffen nun auf eine beachtliche Steigerung. Schließlich haben wir unsere Fahrtzeiten mit den Zügen von Schwedt nach Berlin und Stettin abgestimmt.“

An der Grenzübergangsstelle Schwedt brachten Arbeiter gestern neue Verkehrszeichen an, die den Autofahrern eine rasche Passage ermöglichen sollen. Der bisher notwendige Slalom zu den Grenzkontrolleuren fällt weg. Punkt Mitternacht würden die Schilder in ihre richtige Position gebracht, hieß es. Platzeck nannte den Wegfall der Personenkontrollen „das schönste Weihnachtsgeschenk für die Menschen beiderseits von Oder und Neiße“. Die Tragweite dieses Tages werde sich erst in einigen Jahren zeigen. Er sei sicher, dass die Polizei alles tun werde, um Ängsten in der deutschen Bevölkerung durch die offene Grenze den Boden zu entziehen. „Gemeinsam mit den polnischen Nachbarn besteht nun die Chance, dass sich die Oderregion zu einem ähnlich prosperierenden Wirtschaftsraum wie die Rheinschiene entwickelt“, sagte Platzeck. Die meisten Bewohner der grenznahen Bereiche reagierten auf die neue Situation mit „uckermärkischer Gelassenheit“, sagt der Bürgermeister von Schwedt, Jürgen Polzehl (SPD). „Wir werden zwar gerade von einer Welle von Fahrraddiebstählen heimgesucht“, sagte Polzehl. „Aber nur zehn Prozent der ermittelten Täter stammen aus Polen.“

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