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Brandenburg: Brecht, Fontane, Zisterzienser

Doch Boom im Tourismus bleibt aus / Marketingagentur geplant VON DIRK KLAUKE PRITZWALK Das Überangebot von Betten führte in 1996 trotz elf Prozent mehr Übernachtungen als im Vorjahr zu einer geringeren Auslastung in gastronomischen Einrichtungen.Hotels und Pensionen seien gegenüber 1994 nur zu 73 Prozent belegt gewesen, sagte Wirtschafts- und Tourismusminister Burkhard Dreher auf dem 4.

Doch Boom im Tourismus bleibt aus / Marketingagentur geplant VON DIRK KLAUKE

PRITZWALK Das Überangebot von Betten führte in 1996 trotz elf Prozent mehr Übernachtungen als im Vorjahr zu einer geringeren Auslastung in gastronomischen Einrichtungen.Hotels und Pensionen seien gegenüber 1994 nur zu 73 Prozent belegt gewesen, sagte Wirtschafts- und Tourismusminister Burkhard Dreher auf dem 4.Landestourismustag in Pritzwalk.Der Umsatz im Gastgewerbe sank um drei Prozent.Die Landesregierung zahlt Dreher zufolge in diesem Jahr 211 Millionen Mark Fördermittel für 155 Tourismusprojekte.Damit werden Investitionen von 570 Millionen Mark ermöglicht.Jedoch müßten mehr Mittel für Werbung ausgegeben werden als bisher, forderte der Vorsitzende des Landestourismusverbandes, Minister Jürgen Linde. Fünf Millionen Mark, das sind fünf Prozent der diesjährigen gewerblichen Investitionssumme im Tourismus, sollten für Marketing genutzt werden, so Linde, um den Namen Brandenburg bekannt zu machen.Als Markenname wäre er allerdings frühestens nach einer zweieinhalbjährigen Kampagne für insgesamt 25 Millionen Mark in aller Munde, glaubte der Minister.Nur jeder zweite Berliner kenne bisher einer Umfrage zufolge ein Tourismusziel in Brandenburg.Sein Kabinettskollege Dreher ergänzte, obwohl Brandenburg das gewässerreichste Bundesland sei, gelte das Image eines Wasserparadieses noch immer nur für den Nachbarn Mecklenburg-Vorpommern.Seinen Ruf will Brandenburg 1997 mit einer landeseigenen touristischen Marketingagentur aufpolieren.Mit 45 000 Einwohnern arbeiten bisher nur fünf Prozent aller Beschäftigten im Tourismus. Kontrovers diskutierten die Teilnehmer den Einsatz von Beschäftigten in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM).Tourismusminister Dreher forderte, im Osten Deutschlands die gleichen Gelder wie in den Vorjahren zu gewähren.Auch Kabinettskollege Linde bestätigte, "ohne ABM hätten wir keinen Tourismus aufbauen können." Dagegen forderte Rolf Illgen, der Geschäftsführer des Landesfremdenverkehrsverbandes, von den Kommunen, verstärkt hauptamtliche Mitarbeiter einzusetzen.Bisher seien die Hälfte der Beschäftigten in den 90 Fremdenverkehrsinformationen ABM-Kräfte.Illgen: "Gerade wenn sie sich nach zwei Jahren eingearbeitet haben, und Touristen gute Tips geben können, müssen sie ihre Arbeit beenden." Allerdings blickten Kommunen mit neuen Projekten zu häufig in Richtung Landesregierung, meinte Minister Jürgen Linde.Er kritisierte das Projekt eines Aqua-Fontane-Parkes.Acht Anrainerkommunen von Elbe, Havel, Dosse und Rhin, der Entwicklungsgesellschaft Wassertourismus Nord-West-Brandenburg und der Deutschen Bank wollen zusammenhängende Gewässer touristisch erschließen und vermarkten.Obwohl Potsdam bereits im Sommer eine Million Mark Fördermittel als Anschubfinanzierung zugesagt habe, werde noch immer über die künftige Organisationsform geredet.Nur noch bis Ende 1997 hätten die Verantwortlichen Zeit, ihre "tolle Idee" umzusetzen. In den Wintermonaten werden einige Hoteliers ihre Zimmer für 99 Mark inklusive Frühstück pro Person anbieten.Mit Blick auf den nächsten Sommer kritisierte Linde die bereits beschlossene Landesschiffahrtsverordnung, mit der ein Mittagsfahrbot für Sportboote durchgesetzt wurde.Rechtsakte des Landes sollten vorher auf Tourismusrelevanz geprüft und betroffene Verbände gehört werden. Spätestens 1998 werde das Land weit über seine Grenzen hinaus bekannt werden, sagte Linde.Dann jährt sich nämlich der 100.Todestag von Theodor Fontane, der 100.Geburtstag von Bert Brecht und die Ordensgründung der Zisterzienser vor 900 Jahren.Und in der gleichnamigen Stadt an der Havel wurde vor dann 1050 Jahren Brandenburg erstmals dokumentiert.

DIRK KLAUKE

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