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Brandenburg: "BSE-getestet": Birthler: "Es gibt keinen BSE-Fall in Brandenburg"

Die ersten BSE-Verdachtsmomente bei einem Schlachtrind aus Südbrandenburg sind entkräftet, aber noch nicht völlig ausgeräumt worden. Agrarminister Wolfgang Birthler (SPD) teilte am Donnerstag in Potsdam mit, dass ein Test des staatlichen Veterinäruntersuchungsamtes Frankfurt an der Oder ein eindeutig "negatives Ergebnis" erbracht habe.

Die ersten BSE-Verdachtsmomente bei einem Schlachtrind aus Südbrandenburg sind entkräftet, aber noch nicht völlig ausgeräumt worden. Agrarminister Wolfgang Birthler (SPD) teilte am Donnerstag in Potsdam mit, dass ein Test des staatlichen Veterinäruntersuchungsamtes Frankfurt an der Oder ein eindeutig "negatives Ergebnis" erbracht habe. Endgültige Gewissheit, ob das 12 Jahre alte Tier an der Rinderseuche gelitten habe, werde jedoch erst die Feindiagnose des nationalen Referenzzentrums für BSE-Diagnostik in Tübingen bringen. Das Ergebnis wird laut Birthler nicht vor Sonnabend, jedoch spätestens Montag vorliegen. Beim ersten Test in Berlin waren die Ergebnisse, wie berichtet, "auffällig".

Auf der Pressekonferenz sorgte Birthler, der bereits mit seiner Rinderrouladen-Werbung kürzlich für Schlagzeilen gesorgt hatte, allerdings für Irritationen. Zu möglichen Konsequenzen befragt, falls sich der BSE-Verdacht bei dem Brandenburger Rind doch bewahrheiten sollte, antwortete der Agrarminister vor laufenden Fernsehkameras: "Dann sind wir alle furchtbar traurig. Dann wird Trauer angeordnet." Zuvor hatte Birthler bestätigt, dass das unter BSE-Verdacht stehende Tier von einem kleinen Bauernhof im Süden Brandenburgs stamme, der im Nebenerwerb derzeit noch 12 Rinder halte. Zwei Rinder aus diesem Bestand waren waren im Schlachthof Kasel-Gorzig getötet und im Berliner Institut für Lebensmittel, Arzneimittel und Tierseuchen (ILAT) auf BSE getestet worden, wobei eine Probe eine leichte Verfärbungs-Auffälligkeit aufwies und nicht eindeutig als "negativ" bewertet werden konnte.

Birthler - gelernter Tierarzt - betonte gegenüber dem Tagesspiegel, dass es "bei biologischen Tests immer wieder mal Querschläger geben" kann. Es wäre auch "nicht überraschend", wenn mit zunehmenden Tests auch mehr BSE-Fälle bekannt würden. Bis zur endgültigen Klärung bleibe er bei seiner Aussage im Landtag vom Vortag: "Es gibt keinen BSE-Fall in Brandenburg."

Landesbauernpräsident Heinz-Dieter (CDU) erklärte, es sei gerade Sinn und Zweck der Tests, genau festzustellen, wo sich in der Bundesrepublik das BSE-Problem konzentriere. "Dass bei diesen forcierten Untersuchungen dann nichts herauskommt, wäre ein achtes Weltwunder." Es sei besser, "übervorsichtig" zu sein. Zwar betonte auch Nieschke, dass "Ehrlichkeit" gegenüber dem Verbraucher gebiete, keine Garantie von BSE-Freiheit zu suggerieren. Unterdessen empfahl Bildungsminister Steffen Reiche (SPD), bei der Schulspeisung im Lande "andere Akzente" als Rindfleisch zu setzen. So sollte Fisch häufiger auf dem Speiseplan stehen. Das Ministerium bleibe bei der Linie, dass die Schulen auch über diese Frage selbstständig entscheiden können. "Vorschreiben wollen wir es nicht", sagte Reiche.

"Es gibt zur Zeit keinen BSE-Fall in Brandenburg", sagte auch Claudia Possardt, Leiterin des Veterinär- und Lebensmittelaufsichtsamtes in Frankfurt (Oder). Dort war die fragliche Probe mit dem "Prionics"-Test untersucht worden. Die entgültige Entscheidung liege in Tübingen. Derartige Abweichungen beim BSE-Test bezeichnete auch Frau Possardt als normal. Sie erwarte bei weiteren Testreihen ähnliche Ergebnisse. Mit dem "Biorad-Test", der erst seit relativ kurzer Zeit auf dem Markt ist, habe man in den Labors noch nicht viele Erfahrungen machen können. Auch Jochen Henschtke, zuständiger Abteilungsleiter des Berliner ILAT, hatte am Mittwoch, wie berichtet, vor vorschnellen Schlüssen infolge der grenzwertigen Ergebnisse gewarnt. Die leichte Verfärbung könne auch testbezogene Ursachen haben oder an anderem reagierenden Eiweiß liegen, hatte der Experte gesagt.

Nach Auskunft des zuständigen Veterinärs aus Berlin sind die zwei Kälber und das Rind vom Berliner Stadtgut nahe Jünsdorf, die am Mittwoch im Berliner Bezirk Treptow geschlachtet und im ILAT getestet wurden, allesamt "negativ" getestet.

Noch weiß niemand, ob die leichte Blauverfärbung in der BSE-Schnellverfärbung, die vorgestern dazu führte, dass in Brandenburg der erste BSE-Fall befürchtet werden musste, tatsächlich auf die tödliche Rinderseuche zurückzuführen ist. Das ILAT in Berlin verwendete für die Untersuchung einen Test der Firma "Biorad", die nach unseren Informationen bislang noch bei keiner Untersuchung ein positives Ergebnis gebracht hat. Im staatlichen Veterinär- und Lebensmitteluntersuchungsamt in Potsdam, wo etwa die Hälfte der BSE-Tests an Brandenburger Rindern vorgenommen wird, hat man sich dagegen für ein Western Blot Verfahren der Firma Prionics AG entschieden, den so genannten Prionics-Check: "Eine Blaufärbung, wie sie in der fraglichen Probe vorgekommen ist", so der Molekularbiologe und für die Tests in Potsdam verantwortliche Fachgebietsleiter Holger Pilsl, "muss noch längst nicht heißen, dass dieses Rind tatsächlich den BSE-Erreger in sich trägt".

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