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Bürger empört, Behörden ratlos: Sextäter zurück zu Hause

Wohin mit Werner K.? Der gefährliche Sexualverbrecher hatte einen Therapieplatz gefunden. Doch er wurde wieder weggeschickt. Die Anwohner sind empört.

Von Sandra Dassler

"Von wegen Therapie“, höhnt Peter Brobowski: „Die Behörden veralbern uns doch hier total. Der Werner K. ist wieder da, und er will angeblich auch hier bleiben.“

Brobowski ist der Sprecher der Bürgerinitiative "Nachbarschaftliche Solidaritätsgemeinschaft“, die er gegründet hat, als Mitte April der 49-jährige Werner K. sein Nachbar wurde. K. war mehrfach wegen Vergewaltigung von Frauen oder sexuellen Missbrauch von Kindern verurteilt worden, verbrachte insgesamt 20 Jahre im Gefängnis und hat seine letzte Strafe abgesessen. Ein Antrag auf nachträgliche Sicherungsverwahrung aber lehnte der Bundesgerichtshof wegen Rechtsfehlern einer Vorinstanz ab – obwohl zwei Gutachter Werner K. bescheinigten, weiterhin gefährlich zu sein.

Nach seiner Entlassung war K., der seither ständig von Polizeibeamten bewacht wird, zunächst zu Verwandten nach Joachimsthal gezogen – dort wohnen seine Schwester und sein Neffe. Die Bevölkerung reagierte mit Angst. Kinder durften nur noch in Begleitung auf die Straße, Spruchbänder wurden bemalt, alle wollten nur eins: Dass K. die Stadt wieder verlasse. Dieser willigte schließlich ein, sich freiwillig in eine Therapie zu begeben.

Einrichtung schickt Werner K. wieder weg

"Das hat er auch getan“, sagt der Sprecher des brandenburgischen Justizministeriums, Thomas Melzer: "Wir haben ihn in eine entsprechende Einrichtung eines freien Trägers außerhalb Brandenburg vermittelt.“ Über den Ort habe man Stillschweigen vereinbart, um dort keine ähnliche Stimmung aufkommen zu lassen wie in Joachimsthal, sagt der Justizsprecher. Doch irgendwie sei doch etwas durchgesickert – die Einrichtung habe empörte Nachfragen erhalten und sich entschlossen, Werner K. wieder wegzuschicken. "Der Verein wollte die Arbeit mit anderen ehemaligen Straftätern nicht gefährden“, sagt Melzer: "Man hat uns rechtzeitig informiert und um Verständnis gebeten. Nun suchen wir nach einer neuen Lösung. Aber wir sind derzeit ziemlich ratlos.“

Im Justizministerium war man schon erleichtert, als K. überhaupt einer Therapie zustimmte. Im Gefängnis hatte er dies stets abgelehnt. Da seine Entlassung ohne Auflagen erfolgte, ist er ein freier Mensch und kann wohnen, wo er möchte. Allerdings war die Situation auch für seine Verwandten in Joachimsthal unerträglich geworden. "K. hat aber keine anderen sozialen Kontakte“, sagt der Ministeriumssprecher: "Also, wo soll er hin?“

Justizministerium bemüht sich um neuen Therapieplatz

Für Peter Brobowski ist die Antwort klar: "In die Sicherungsverwahrung oder in die Therapie“, sagt er: "Man kann doch auch jeden Suizidgefährdeten zwangsweise in die Nervenklinik einliefern lassen, warum also nicht so einen?“ Für den gestrigen Abend hatte Brobowski zu einer Mahnwache vor dem Haus, in dem Werner K. bei seinem Neffen wohnt, aufgerufen. Auch eine Demonstration vor dem Bundesgerichtshof in Leipzig will er organisieren. Allerdings hätten sich noch nicht sehr viele Leute dafür gemeldet, sagt er.

Im Justizministerium bemüht man sich weiter um eine Therapieeinrichtung für Werner K., der nach wie vor rund um die Uhr von der Polizei bewacht wird. Damit er der Bevölkerung nichts tut. Und die Bevölkerung ihm nichts, wie ein Beamter sarkastisch formuliert.

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