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Brandenburg: Bundeswehr-Soldat wegen Angriffs auf Kenianer angeklagt

Potsdam – Es war offenbar nur ein glücklicher Zufall, dass der Afrikaner mit dem Leben davonkam. Am frühen Morgen des 18.

Von Frank Jansen

Potsdam – Es war offenbar nur ein glücklicher Zufall, dass der Afrikaner mit dem Leben davonkam. Am frühen Morgen des 18. Juli 2004 stach in Brandenburg/Havel ein Mann dem Kenianer eine abgebrochene Bierflasche in den Hals; die Schlagader wurde knapp verfehlt. Die Staatsanwaltschaft Potsdam hält den Angriff für versuchten Mord – und hat jetzt eine entsprechende Anklage gegen den Tatverdächtigen erhoben. Der 26 Jahre alte Torsten Z. war zur Tatzeit Oberfeldwebel der Bundeswehr und wurde noch am Abend des 18. Juli in seiner Kaserne in Niedersachsen festgenommen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Torsten Z. nach der Tat von Brandenburg nach Niedersachsen fuhr, als sei nichts geschehen. Den Angriff auf den 28-jährigen Flüchtling habe Z. „aus fremdenfeindlich motivierter Wut“ verübt.

Eine zweite Anklage richtet sich gegen einen Bekannten von Z., den 30 Jahre alten Arbeitslosen Andreas R. Ihm hält die Staatsanwaltschaft gefährliche Körperverletzung, Nötigung und Beleidigung vor. Warum die beiden Tatverdächtigen mit dem Asylbewerber und einem kenianischen Landsmann in der Diskothek „Piephahn“ aneinander gerieten, ist unklar. Andreas R. wurde erst mehrere Wochen nach der Tat ermittelt und befindet sich auf freiem Fuß. Wie Familienvater Torsten Z. war auch R. der Polizei vor den Ermittlungen zu der Attacke gegen den Afrikaner nicht aufgefallen.

Die Tat vom 18. Juli ist nur ein Beispiel für die weitere Zunahme ausländerfeindlicher und sonstiger rechter Gewalt. In den ersten neun Monaten 2004 hat die Polizei bereits 75 einschlägige Gewaltdelikte registriert (2003 insgesamt: 87). 111 Personen seien von Januar bis September verletzt worden, antwortete Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) kürzlich auf eine parlamentarische Anfrage.

Die Gesamtzahl aller rechten Straftaten vom Januar bis September war mit 720 so hoch, dass für das komplette Jahr 2004 eine ähnlich harte Bilanz wie 2003 zu befürchten ist: Damals meldete die Polizei 993 rechte Delikte.

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