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Brandenburg: CDU: Annäherung an das Potsdamer Machtzentrum

Jörg Schönbohm tut so, als ob er einen schweren Umzugskarton schleppt - Motiv für die Fotografen. Er sei froh, dass die CDU endlich aus dem Keller und näher ans Potsdamer Zentrum komme.

Jörg Schönbohm tut so, als ob er einen schweren Umzugskarton schleppt - Motiv für die Fotografen. Er sei froh, dass die CDU endlich aus dem Keller und näher ans Potsdamer Zentrum komme. Weil es der märkischen Union "richtig schlecht ging" (Generalsekretär Thomas Lunacek), musste sie sich 1997, auf dem Höhepunkt innerparteilicher Querelen, in ein dunkles Kellergeschoss in Babelsberg zurückziehen. Gestern nun bezog die Landeszentrale eine großzügige Neubau-Etage direkt gegenüber Stolpes Staatskanzlei. Nach vorn raus blickt man auf den Kabinettssitzungssaal: "Es ist schon gut, wenn der Ministerpräsident aus dem Fenster schaut und die CDU sieht", so Schönbohm. Hinten sieht man auf den CDU-Fraktionssaal im Landtagsturm: "Fallen die Telefone aus, können wir Blinkzeichen geben", ulkt Fraktionschefin Beate Blechinger. Während des Wahlkampfes 1999 war auf der Neubau-Etage kurzzeitig Schönbohms Wahlkampfzentrale untergebracht. "Damals hatten wir aber nicht die Mittel, sie dauerhaft zu mieten", so der Parteichef. Weil die 440 Quadratmeter leer gestanden hätten, sei der Mietpreis gesunken. Man zahle nur 11 000 Mark, für die viel kleineren Kellerräume seien es schon 7500 Mark gewesen. Außerdem habe man die Parteifinanzen in Ordnung gebracht. Zwar gibt es aus dem letzten Wahlkampf noch Verbindlichkeiten in Höhe von rund 100 000 Mark, doch sei man ansonsten schuldenfrei. Jedoch muss sich die CDU jetzt Rücklagen für kommende Wahlkämpfe schaffen. "Wir suchen Spender", so Schönbohm. Die Partei hat nur 7700 Mitglieder, so Geschäftsführer Mario Faßbender. Die große Offensive ist bisher ausgeblieben, was auch mit der Krise der Bundespartei zusammenhängt.

Andererseits: Die SPD liegt, obwohl nach den Wählerstimmen stärkste Partei in Brandenburg, bei den Mitgliederzahlen noch hinter der CDU. Landesgeschäftsführer Klaus Ness hat 7518 Mitglieder erfasst, verweist aber darauf, dass es in den letzten Monaten einen deutlichen Anstieg gebe - im Sommer eher atypisch. Dass es des Kanzlers Sommertour sei, die den Auftrieb bringe, mag er nicht glauben. Immerhin sind seit Mai fast 100 neue Mitglieder hinzugekommen, darunter vor ein paar Tagen auch Norbert Langerwisch, der sich um den Posten des Oberbürgermeisters in Brandenburg bewirbt und auf Unterstützung der SPD, vielleicht auch der CDU hoffen kann. Die überalterte PDS hat derzeit noch knapp 13 500 Mitglieder, doch geht man dort davon aus, dass die Zahl bis 2010 auf 9000 schrumpfen wird.

Übrigens schaut sich auch die SPD nach einem neuen Domizil für ihre Landesgeschäftsstelle um: Das alte in der Friedrich-Ebert-Straße ist zu eng und zu verbaut. Aber anders als die CDU will sie ab 2004, wenn der jetzige Mietvertrag ausläuft, ein eigenes Haus beziehen. Die SPD-Immobilien-Holding Konzentration GmbH will es bauen. Die PDS hat längst eine eigene Immobilie: Das Haus der Partei in der Alleestraße ist gerade rundherum saniert worden.

Michael Mara

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