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Brandenburg: CDU fordert Jungs-Beauftragten an jeder Schule Nur 42 Prozent der Schüler machen Abitur

Minister will speziellen Unterricht nach Geschlecht

Potsdam - An Brandenburgs Schulen sollen Jungen besser gefördert werden. Dafür hat sich Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) am Mittwoch im Landtag in einer Aktuellen Stunde ausgesprochen. Diese war auf Antrag der CDU einberufen worden, nachdem ein aktueller Bericht des Bildungsministeriums festgestellt hatte, dass Jungen „im Sinne eines statistisch erwiesenen geringeren Schulerfolgs tendenziell und in vielfältiger Hinsicht benachteiligt“ sind. Darauf weisen einige Fakten hin. So sind im Land Brandenburg immerhin 63 Prozent der „Sitzenbleiber“ Jungen, ebenso 73 Prozent der Schüler, die die Schule ohne Abschluss verlassen. Schon zum Schulbeginn liegt das vermeintlich stärkere Geschlecht zurück: 62 Prozent der zurückgestellten Kinder sind Jungen. Von den früher eingeschulten Kindern hingegen sind 61 Prozent Mädchen. Nach der Grundschule sieht es nicht anders aus: Es wechseln mehr Mädchen an die Gymnasien als Jungen. Und mit nur 42 Prozent erreichen in Brandenburg so wenige Jungen das Abitur wie in kaum einem anderen Bundesland, wie der CDU-Bildungsexperte Ingo Senftleben kritisierte.

Allerdings gehen die Meinungen der Politik über Ursachen und Konsequenzen aus den schwächeren Schulleistungen von Jungen durchaus auseinander. Senftleben forderte für Brandenburgs Schulen „Jungen-Beauftragten“, wie es sie etwa in München gibt. SPD und Linkspartei sehen dafür keine Notwendigkeit. Einig ist man sich aber über Parteigrenzen hinweg etwa darin, dass Jungen – oft Lesemuffel – mit interessenspezifischer Literatur im Deutsch-Unterricht zur Lektüre ermuntert werden sollten. Auch Bildungsminister Rupprecht sieht das so: Geschlechtsneutrale Konzepte seien nicht gerecht. „Sie verkennen, dass Jungen und Mädchen unterschiedliche Anregungen brauchen, um ihre Talente bestmöglich nutzen zu können.“ Er machte keinen Hehl daraus, dass es nicht leicht sein werde, Lehrkräfte für diese „Perspektivenerweiterung“ zu sensibilisieren.

Zurückhaltend äußerte sich der Minister zu Vermutungen, dass die geringe Zahl von männlichen Lehrern und Kita- Erziehern womöglich einer der Gründe für den geringeren Schulerfolg von Jungen sein könnten. Rupprecht sprach sich zwar dafür aus, grundsätzlich am gemeinsamen Unterricht von Jungen und Mädchen festzuhalten. Allerdings könnten Ausnahmen etwa für bestimmte Phasen in Mathematik und Physik oder bei der Einweisung in Computer durchaus sinnvoll sein. „Im Sportunterricht ist das auch völlig normal.“

Die SPD-Bildungsexpertin Klara Geywitz warnte davor, die Jungen-Problematik überzubewerten. Diese sei noch zu wenig erforscht. Und nach dem Abitur kehre sich das Bild um: Der Anteil derer, die nach dem Abitur studieren, betrage bei Männern 70 Prozent und bei Frauen 61 Prozent.

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