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Brandenburg: Chance nutzen

ClausDieter Steyer wünscht dem „deutschen Camp David“ Erfolg und eine aktive(re) Landesregierung ANGEMARKT Die Bilder von einem strahlenden Kanzler, von leger im Schatten sitzenden Ministern oder von entspannt im Grünen geführten Interviews sind so selten, dass sie erstaunlich lange im Gedächtnis bleiben. Dabei liegt die Kabinettsklausur zur „Agenda 2010“ schon mehr als acht Monate zurück.

ClausDieter Steyer wünscht dem „deutschen Camp David“ Erfolg und eine aktive(re) Landesregierung

ANGEMARKT

Die Bilder von einem strahlenden Kanzler, von leger im Schatten sitzenden Ministern oder von entspannt im Grünen geführten Interviews sind so selten, dass sie erstaunlich lange im Gedächtnis bleiben. Dabei liegt die Kabinettsklausur zur „Agenda 2010“ schon mehr als acht Monate zurück. Auch wenn die Details längst vergessen sind, profitiert der Tagungsort von den Fernsehbildern und Fotos noch immer: Neuhardenberg am Rande des Oderbruchs. Wo sich der Kanzler mit seinen Getreuen so wohl fühlen konnte, muss es doch auch dem Normalbürger gefallen. So denken jedenfalls offenbar vieler Touristen und Neugierige. Sie machen sich auf den Weg in den kleinen Ort, buchen eine Übernachtung, erfahren vom guten Kulturangebot und lassen vor allem Geld im Dorf.

Genau auf diesen Effekt kann nun auch das kleine Meseberg im Norden des Landkreises Oberhavel hoffen. Denn wo sich jetzt buchstäblich noch Fuchs und Hase „Gute Nacht“ sagen, wo kein Handy funktioniert, der Dorfkneipier die Miete für das Lokal nicht mehr zahlen kann und dem Agrar-Betrieb das Futter für seine Schweine zu teuer kommt, sollen sich ab dem nächsten Jahr Politiker aus aller Welt treffen. Das hiesige Schloss, dem einst wegen Baufälligkeit sogar der Abriss drohte, wird zum Gästehaus der Bundesregierung. Somit finden hier auch alle auswärtigen Kabinettsklausuren statt.

Die Entscheidung für den 60 Kilometer nördlich Berlins gelegenen Ort ist kein Verdienst der Brandenburger Regierung. Den erstaunlichen Coup landete die bayerische Messerschmitt-Stiftung. Sie steckte 16 Millionen Euro in die Restaurierung und verzichtete dafür auf die sonst übliche Unterstützung für Kirchen und andere Bauten im eigenen Bundesland. Doch immer wieder forderte die nach dem bekannten Flugzeugingenieur benannte Stiftung die Staatskanzlei in Potsdam auf, sich endlich eine angemessene Nutzung für das märkische Kleinod zu überlegen. Erst als im vergangenen Jahr die Bundesregierung nach einem Ort für ihre Klausur suchte, brachte die Stiftung Meseberg ins Gespräch. Im Herbst schließlich einigten sich alle maßgeblichen Parteien, das Schloss zum „deutschen Camp David“ zu entwickeln. Jetzt erfuhren auch die Meseberger von ihrer „Jahrhundertchance“. Damit sie nicht vertan wird, sollte Brandenburg rasch handeln. Meseberg muss sich herausputzen. Es braucht eine Invasion von Wirtschaftsförderern, Tourismusexperten, Architekten, Verkehrsingenieuren, Denkmalpflegern und vor allem mutigen Investoren. Denn kein anderer Ort kann so schnell zum weltweit gefragten Publikumsmagneten aufsteigen. Jede Gefährdung dieses auserwählten Standortes sollte angesichts der Konkurrenz anderer schöner Flecken von vornherein ausgeschlossen werden. Dazu gehört nicht zuletzt eine klare Haltung zum geplanten Bombodrom bei Wittstock. Schon malt die Bürgerinitiative „Freie Heide“ das Schreckgespenst vom Tieffluglärm über den Staatsgästen an die Wand, falls der von der Bundeswehr beabsichtigte Bombenabwurfplatz kommt. Zwar liegen zwischen der Grenze des Luftkorridors und Meseberg 25 Kilometer, aber man wird hier den Krach der schnellen Maschinen wohl dennoch hören. Hier sind rasch klare Aussagen nötig.

Neuhardenberg zeigte, wie groß der Nutzen der schönen Bilder von lockeren Politikern sein kann. Meseberg könnte diesen Erfolg zum Dauerzustand machen, auch zum Wohl ganz Brandenburg.

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