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Brandenburg: Chef der XY-Bande schwer belastet

Ein alter Freund sagt vor dem Landgericht Neuruppin gegen den mutmaßlichen Kopf der Bande aus

Neuruppin - Vor dem Neuruppiner Landgericht zerbrach gestern eine „auf ewig geschlossene Freundschaft“ zwischen zwei mutmaßlichen Rädelsführern der so genannten XY-Bande. Der 35-jährige Angeklagte Carsten O. legte ein umfassendes Geständnis über seine Beteiligung am Drogenhandel ab und belastete den von der Staatsanwaltschaft als Bandenchef bezeichneten CDU-Stadtverordneten Olaf K. schwer. Dieser hatte bisher zu allen Vorwürfen geschwiegen. Nun will K. am 24. Mai eine Erklärung abgeben. Seit vergangener Woche sitzen neun Männer wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung, des Drogenhandels, des illegalen Glücksspiels und der Betreibung eines Bordells unter Verletzung des Ausländergesetzes auf der Anklagebank.

Carsten O. räumte gestern ein, mehrmals an Drogengeschäften beteiligt gewesen zu sein. Er habe einen früheren „Knastbekannten“ als Interessenten an Kokain an Olaf K. vermittelt. Mehrfach hätten Rauschgift und Geld unter seiner Mittäterschaft den Besitzer gewechselt. Allerdings habe er mit Olaf K. keine kriminelle Vereinigung gebildet. „Wir haben uns schon bei der Lehrlingsausbildung bei der Reichsbahn kennen gelernt“, sagte der gelernte Elektriker O. Damals hätten sie sich „ewig andauernde Freundschaft“ geschworen. Diese Freundschaft habe ihn zu Taten veranlasst, die man nicht tun sollte. Statt als echter Freund Olaf K. von Drogenkonsum und -handel abzuhalten, habe er nichts gesagt. Er fühle sich verantwortlich für Olaf K. und andere Menschen, die auch durch sein Verhalten drogenabhängig geworden seien.

Während der Verlesung der mehrseitigen Erklärung durch den Pflichtverteidiger von Carsten O. würdigten sich die beiden bisherigen Freunde keines Blickes. Nur aus der Miene von Olaf K. war zu erkennen, wie sehr dieser vom Geständnis überrascht war.

Zu Beginn der Verhandlung hatte ein Verteidiger gegen die vor einer Woche verteilte Erklärung des Neuruppiner Bürgermeisters Jens-Peter Golde protestiert. Darin begrüßte dieser unter anderem die Ermittlungen gegen die XY-Bande, weil damit großer Schaden von der Stadt abgewendet worden sei. Damit mische sich der Bürgermeister unerlaubt in ein laufendes Verfahren ein, kritisierte der Verteidiger. Der Richter versicherte, das Gericht lasse sich nicht von öffentlichen Erklärungen beeinflussen.

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