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Brandenburg: China meidet Frankfurt (Oder)

Übernahme des früheren Halbleiterwerks durch Tongwei-Gruppe gescheitert VON THORSTEN METZNER, PEKINGDie Übernahme der Microlelectronic Innovation GmbH (SMI) in Frankfurt (Oder) durch die private chinesische Tongwei-Gruppe ist geplatzt.Nach einem Gespräch mit dem Vizeminister für Außenwirtschaft teilte Ministerpräsident Manfred Stolpe am Dienstag in Peking mit, daß die bürokratischen Hürden für das chinesisch-deutsche Joint Venture nicht ausgeräumt werden konnten.

Übernahme des früheren Halbleiterwerks durch Tongwei-Gruppe gescheitert VON THORSTEN METZNER, PEKINGDie Übernahme der Microlelectronic Innovation GmbH (SMI) in Frankfurt (Oder) durch die private chinesische Tongwei-Gruppe ist geplatzt.Nach einem Gespräch mit dem Vizeminister für Außenwirtschaft teilte Ministerpräsident Manfred Stolpe am Dienstag in Peking mit, daß die bürokratischen Hürden für das chinesisch-deutsche Joint Venture nicht ausgeräumt werden konnten.Damit droht dem Nachfolge-Unternehmen des ehemaligen Halbleiterwerkes das Aus."Wir wollen dennoch nach intelligenten Lösungen für eine Sanierung suchen", sagte Stolpe. "Wenn keine weiteren Gelder vom Land kommen, wird uns im März die Luft ausgehen", sagte SMI-Geschäftsführer Hans Möhr.Das Land Brandenburg hat seit Jahren als 51prozentiger Mehrheitsgesellschafter (49 Prozent hält das US-Unternehmen Synergy Semiconductor) monatlich zwei Millionen Mark in das Unternehmen gesteckt.Trotzdem übersteigen die Verluste die Erlöse um mehr als das Doppelte.Mit einem Jahresumsatz von weniger als 20 Millionen Mark ist SMI von der 50-Millionen-Marke weit entfernt, die bei einer Größe von 370 Mitarbeitern nötig wäre.Deshalb hat der Landtag beschlossen, daß die Subventionen im März gestoppt werden. Bereits vor Antritt der Reise hatte Stolpe kaum Erfolgschancen gesehen.Der erste Tag der Wirtschaftsgespräche von Stolpe und Wirtschaftsminister Burkhard Dreher in Peking brachte nun die ernüchternde Klarheit für das frühere Halbleiterwerk in Frankfurt (Oder).Zwar steht morgen noch ein Treffen mit dem Chef der chinesischen Plankommission auf der Tagesordnung.Doch der Vizechef des übergeordneten Ministeriums hatte bereits erklärt, an der "veralteten Technologie" bestehe kein Bedarf und es gebe keine Genehmigung für chinesische Auslandsinvestitionen in Höhe der angepeilten 77 Millionen Mark.Dahinter steckt offenbar eine politische Strategie: China hat sich für ausländische Investitionen geöffnet, doch es läßt eigene Gelder nur ungern abfließen, möchte sie lieber in Provinzen lenken."Da erwischte uns von hinten über China die dezentrale Konzentration", so Stolpe ironisch unter Anspielung auf die Kontroverse über die Förderung der Brandenburger Randregionen. Die Verhandlungen mit der Tongwei-Gruppe des Privatunternehmers Hanyan Liu - sie ist mit einem Stammkapital von 170 Millionen Mark das größte Privatunternehmen der Volksrepublik China - über einen Kauf von SMI liefen seit einem Jahr.In einem Krisengespräch meinte Liu gegenüber der Brandenburger Regierungsdelegation: "Wir würden es schaffen.Doch die Zeiten sind nicht so, daß man so etwas genehmigt." Der Fehlschlag überschattete den ersten konkreten Erfolg der Wirtschaftsgespräche Brandenburgs in China.Der Geschäftsführer der Baumaschinen Welzow GmbH (Webaumix), Klaus Geier, unterzeichnete ein Kooperationsabkommen mit der "Beijing Urban Group".Beide Unternehmen wollen Betonmischanlagen für die boomende chinesische Bauwirtschaft produzieren.Die erste Musteranlage mit einem Investitionsvolumen von 800 000 US-Dollar wird noch 1997 in Peking errichtet.Für den deutsch-chinesischen Betonmischer wird Webaumix (10 Millionen Mark Jahresumsatz, 82 Mitarbeiter) das Know-How und hochwertige Bauelemente liefern, während die anderen Teile (preiswerter) in China gefertigt werden sollen.

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