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Brandenburg: Chipfabrik Frankfurt: Gerüchte verunsichern potenzielle Geldgeber Spekulationen um Communicant-Chef Abbas Ourmazd

Noch immer fehlen 650 Millionen Dollar Fremdkapital

Frankfurt (Oder) / Potsdam. Die Chancen für die in Frankfurt geplante Chipfabrik sinken nach Ansicht von Experten dramatisch. Ursache sind die Negativ-Schlagzeilen, die seit dem Rücktritt von Wirtschaftsminister Wolfgang Fürniß (CDU) wegen seines Millionen-Dollar-Kredites aus den Vereinigten Arabischen Emiraten nicht abreißen. Am Dienstag meldete das ORB-Magazin „Klartext“, dass der Bundesrechnungshof seit Monaten gegen den derzeitigen Vorstandschef der Bau- und Betreiberfirma Communicant AG, Abbas Ourmazd, wegen Interessenkollisionen ermittle. Ourmazd ist auch Chef des Halbleiterinstituts IHP, das die Technologie für die Chipfabrik entwickelte, wurde allerdings von diesem Posten beurlaubt.

„Wenn so ein Projekt ins Gerede kommt, verschlechtern sich die Chancen", warnte der Wirtschaftswissenschaftler Hermann Ribhegge von der Frankfurter Europa-Universität. Er warf den Verantwortlichen mangelnde Professionalität vor. Potenzielle Geldgeber würden verunsichert. Der Communicant AG fehlen nach wie vor 650 Millionen Dollar Fremdkapital für das 1,3-Milliarden- Dollar-Projekt. Unter Hinweis auf „Klartext“ sagte Ribhegge, er sehe durchaus Interessenkollisionen, wenn Ourmazd sowohl mit dem staatlichen IHP als auch mit der privaten Communicant AG verwoben sei. Ourmazd war bis September neben seiner Tätigkeit als Instituts-Direktor auch Aufsichtsratschef der Communicant AG und Technologiebeauftragter des Landes. Seit er Vorstandschef wurde, ist er als IHP-Direktor beurlaubt. Die Posten als Aufsichtsratschef der Communicant AG und als Technologie-Beauftragter gab er ab. „Klartext“ hatte auch berichtet, dass Ourmazd einen Anteil an der Communicant AG halte und wegen der Verflechtungen die Gemeinnützigkeit des IHP gefährdet sei.

Wissenschaftsministerin Johanna Wanka bezeichnete dies gestern als „Unfug". Man habe diese Frage prüfen lassen, Bund und Land hätten zugestimmt. Die jetzt gefundene Lösung, nämlich die Beurlaubung von Ourmazd als IHP-Direktor und sein Rückzug von anderen Posten sei vernünftig. Ourmazd selbst erklärte, durch den Einstieg anderer Investoren sei seine von den zuständigen Gremien gebilligte Beteiligung auf ein Prozent geschrumpft. Auch der Bundesrechnungshof habe in einem seit Februar vorliegenden Prüfbericht keine Beanstandungen erhoben. Ourmazd ist nach eigenen Angaben mittelbar an der GSMC Planning GmbH beteiligt, die die Communicant AG gründete und jetzt Mitgesellschafter ist. Er habe 100 000 Mark eingebracht, neben ihm gebe es noch ein halbes Dutzend weiterer privater Geldgeber.

Unterdessen werden Einzelheiten über Missmanagement und Pannen beim Aufbau der Communicant AG bekannt. So funktioniert die Zusammenarbeit zwischen dem staatlichen IHP und der Communicant AG nicht: Monatelang gab es ein Gezerre um einen Vertrag, der die Produktion einer Pilotserie von Chips der Communicant AG im staatlichen IHP gestattet. IHP und Wissenschaftsministerium auf der einen sowie die Communicant AG auf der anderen Seite schieben sich gegenseitig die Schuld dafür zu.

Michael Mara

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