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Brandenburg: Cottbuser Randale: Die Polizei ist der gemeinsame Feind Rechte und Linke machen sich den Platz vor der Stadthalle streitig

Einst hat sie Cottbus berühmt gemacht: Aus der Stadthalle wurde Ende 1989 der erste „Musikantenstadl“ made in DDR übertragen. Wenige Wochen zuvor hatten hier Zehntausende Lausitzer gegen die SED-Obrigkeit demonstriert.

Von Sandra Dassler

Einst hat sie Cottbus berühmt gemacht: Aus der Stadthalle wurde Ende 1989 der erste „Musikantenstadl“ made in DDR übertragen. Wenige Wochen zuvor hatten hier Zehntausende Lausitzer gegen die SED-Obrigkeit demonstriert. Inzwischen ist das Umfeld der Halle ein beliebter Treffpunkt Cottbuser Jugendlicher. Pizza gibt es im nahen Einkaufszentrum. Im Sommer lockt der benachbarte Puschkinpark, im Winter eher ein Abluftschacht der Stadthalle, dem Wärme entströmt. Zweimal kam es hier in den vergangenen acht Tagen zu Randale. Am Donnerstag vergangener Woche waren daran 200 junge Leute beteiligt, am Dienstag dieser Woche etwa zwei Dutzend.

„Zuerst waren hier vor einigen Jahren die Rechten“, erzählt ein Jugendlicher aus der linken Szene, der sich vor der Stadthalle aufhält. Später seien immer mehr Linke gekommen, zwischenzeitlich einige Hip-Hopper. Beliebt ist der leicht abschüssige Platz auch bei Skateboard-Fahrern. Als vor einigen Wochen die Rechten ihr „angestammtes Territorium“ vor der Stadthalle wieder zurückerobern wollten, habe der Zoff begonnen. „Fünf unserer Leute gingen hinter der Stadthalle lang, als sie plötzlich aus dem Busch heraus von zwölf Rechten angegriffen wurden“, schildert der 17-Jährige die Geschehnisse am vergangenen Dienstag.

Die Angreifer flüchteten später, die anrückende Polizei fand nur noch vier verletzte Jugendliche und ihre Freunde vor. Die daraufhin eingesetzte dreiköpfige Ermittlergruppe hatte bis gestern keine Erkenntnisse über die Täter. Die Zeugenaussagen brachten nach Auskunft eines Polizeisprechers bislang wenig, viele Geladene seien erst gar nicht bei der Polizei erschienen. Das verwundert nicht, geben doch auch die Linken zu, dass die Polizei „der gemeinsame Feind ist“.

Polizei und Stadt wollen jetzt mit stärkeren, auch gemeinsamen Streifen auf die Auseinandersetzungen reagieren. Außerdem soll der Bereich um die Straßenbahn-Haltestellen an der Stadthalle besser beleuchtet werden. Der städtische Ordnungsdezernent Holger Kelch (CDU) spricht von einer „punktuellen Störung“. Auffällig sei, dass sich unter den Jugendlichen viele Nicht-Cottbuser befänden. Der 17-jährige Linke will dazu nichts sagen. Er befürchtet aber, dass der Kampf um die „Hoheit“ des Stadthallen-Vorplatzes noch nicht beendet ist. „In den nächsten Tagen wird wieder was passieren“, ahnt er.

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