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Brandenburg: Dank Frost stabile Deiche

Bei Tauwetter könnte sich Lage in der Prignitz aber rasch wieder zuspitzen

Wittenberge. Ganze zwei Zentimeter fehlten gestern an der Ausrufung des Katastrophenalarms entlang der Elbe in der Prignitz. Der Pegel des bedrohlich angewachsenen Flusses verharrte über Stunden bei 6,68 Meter. Die kritische Marke liegt bei 6,70 Meter. Von da an sind die Deiche einem enormen Druck ausgesetzt und müssen deshalb ununterbrochen beobachtet werden. Normal ist in diesen Wintertagen ein Wasserstand von lediglich drei Metern.

„Noch steckt der Frost in den Deichen“, sagte der Chef des Katastrophenstabes, Wolfgang Schulz. „Sie halten deshalb besser als während des Sommerhochwassers. Wir wissen natürlich nicht, wie sich die Lage beim angekündigten Wetterumschwung mit Tauwetter entwickelt. “ Der für Montag bis Mittwoch angekündigte Regen kann im gefrorenen Boden nicht versickern. Das Wasser würde direkt in die Elbe laufen.

In den Sitzungen des in Perleberg tagenden Krisenstabes ist von der Hektik und Betriebsamkeit während des August-Hochwassers, als die Elbe immerhin eine Höhe von 7,35 Metern erreichte, noch nicht viel zu spüren. „Damals waren an vielen Stellen die Deiche schnell zu verteidigen“, erklärt Schulz die Situation. Die Dämme seien erhöht, ausgebessert und verstärkt worden. „Heute dagegen brauchen wir noch nichts zu verteidigen. “

Das könnte sich schlagartig ändern, wenn sich Eisbarrieren auftürmen und den Fluss stauen. Derzeit ist die Elbe bei Wittenberge zu 80 Prozent von Eis bedeckt. Die Schollen fließen noch ungehindert in Richtung Hamburg ab. „Aber Eishochwasser ist immer unberechenbar“, sagt der Präsident des Brandenburger Landesumweltamtes, Professor Matthias Freude. Vor allem in Flussbiegungen könnten sich Schollen vereinigen und den Deich regelrecht aufschlitzen.

Im kleinen Ort Breese bei Wittenberge mussten einige Bewohner vorsorglich ihre Häuser verlassen. In mehreren Kellern steht eine eiskalte Brühe. Es handelt sich allerdings um Grundwasser, das die Elbe mit ihrem gewaltigen Druck nach oben pumpt. Auch anderswo entlang des 75 Kilometer langen Elbelaufs in der Prignitz steht das Wasser mitunter kniehoch.

Auswirkungen des Hochwassers spüren jetzt auch wieder die Bewohner des nordwestlichen Havellandes zwischen Rathenow und Strodehne. Die Havel kann an der Mündung bei Gnevsdorf nicht mehr in die Elbe abfließen, sondern muss rückwärts laufen. Dadurch füllt sich der große Havelschlauch. Beim Höhepunkt des Hochwassers im August wurde das Wehr in Quitzöbel geöffnet, um Elbwasser in die Havelniederung zu leiten. Damit konnte Wittenberge vor einer Überflutung bewahrt werden. Bislang ist so ein Schritt noch nicht vorgesehen. Das Wehr zwischen Havel und Elbe ist seit Donnerstag geschlossen, so dass auch das Elbwasser in seinem Bett bleibt. Der Ort Strodehne besitzt wie andere Dörfer im Westhavelland keinen schützenden Deich, so dass es fernab der Elbe sonst leicht zu Überschwemmungen kommen könnte.

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