zum Hauptinhalt

Brandenburg: Das erste Haus schwimmt

Musterprojekt im Tagebausee kann ab Juli gemietet werden

Spremberg - Diese Vorstellung klingt für jeden Hauseigentümer verlockend: Wenn die Gegend oder die Nachbarn nicht mehr gefallen, wird die Immobilie einfach an den Haken genommen und an einen schöneren Ort gezogen. Das geht natürlich nur, wenn das Haus nicht fest verankert steht. Genau das soll künftig an der Lausitzer Seenkette zwischen Cottbus und der Landesgrenze zu Sachsen möglich sein. An den Ufern der gefluteten Tagebaugruben planen mehrere Firmen den Bau „schwimmender Häuser“, die nur über einen Steg mit dem Land verbunden sind. Das erste Musterprojekt öffnet am 2. Juni am Partwitzer See in der Nähe von Spremberg seine Türen.

Es bietet auf zwei Etagen eine Wohnfläche von insgesamt 40 Quadratmetern und ist für zwei Personen bestimmt. Für weitere zwei Personen, beispielsweise Kinder, können zusätzliche Betten aufgestellt werden. Interessenten können das aus zwei übereinander gestellten Modulen bestehende Haus tage- oder wochenweise ab Juli mieten. Eine Nacht kostet 70 Euro. Bis 2008, wenn der Wasserspiegel in dem einstigen Tagebau Partwitz seine endgültige Höhe erreicht, soll ein Ferienpark aus 80 schwimmenden Häusern zum Mieten oder Kaufen entstehen.

Auch an anderen Orten des neuen Seenlandes sind solche Attraktionen geplant. „Wir wollen in der Lausitz keine zweite Mecklenburgische Seenplatte“, sagt Rolf Kuhn, Chef der Internationalen Bauausstellung (IBA) Fürst-Pückler-Land, die die Flutung der riesigen Löcher begleitet. „Das wäre langweilig.“ Deshalb habe die IBA um die Erhaltung wichtiger Zeugnisse der Industriekultur gekämpft, beispielsweise um die als „liegender Eiffelturm“ bezeichnete Förderbrücke F 60, um das Kraftwerk Plessa oder die Biotürme in Lauchhammer. Außerdem wird die Hälfte der insgesamt 14 000 Hektar großen Seenkette mit schiffbaren Kanälen untereinander verbunden. „Fahrgastschiffe, Kanuten oder Segler können ab 2018 auf 13 Kanälen durch elf Seen fahren“, kündigt Kuhn an. Diese Kanäle dienen auch dem Austausch zwischen den Seen, um das Wasser zu neutralisieren. Das aufsteigende Grundwasser allein macht die Seen sauer. Deshalb werden Spree, Neiße und Schwarze Elster angezapft.

Ein spektakuläres Kanalprojekt entwerfen die Planer für den Ortsrand von Senftenberg. Hier sollen Schiffe künftig in einem Tunnel eine Bundesstraße und eine Eisenbahnlinie unterqueren. Eine Brücke würde in dem weichen Boden des einstigen Tagebaus keinen ausreichenden Halt finden. Die Ufer der Seen werden weitgehend von Bebauungen freigehalten, um Radfahrer und Spaziergänger anzulocken. Taucher, Surfer, Segler und Badende sollen Leben in die dünn besiedelte Lausitz bringen. „Menschen von außerhalb aber gewinnen wir nur durch spektakuläre Angebote wie schwimmende Häuser, Restaurants oder Hotels“, sagt der IBA-Chef. Ursprünglich sollte das erste Haus schon vor drei Jahren zu Wasser gelassen werden. Aber die Baugenehmigungen zogen sich hin. Mit dem jetzt fast fertig gestellten Musterhaus in Partwitz wollen IBA und Investoren das Interesse an den Gebäuden mit Schlafzimmerblick ausschließlich auf Wasser testen. Ste.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false