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Brandenburg: Das Gold der Mark

Claus-Dieter Steyer

Zum Glück liegen zwischen dem Ende der Olympischen Spiele in Athen und der Landtagswahl nur drei Wochen. Sonst würde vielleicht noch diese oder jene Partei auf die Idee kommen, sich mit dem Konterfei erfolgreicher Sportler auf den Plakaten zu schmücken – mit Olympiahelden als Symbolen für Erfolg, Sympathie und Zuversicht.

Denn die Botschaften der Sieger und gut Platzierten sind tatsächlich überzeugend. Sie kommen aus einem Bundesland mit einer vergleichsweise geringen Einwohnerzahl – und holen sich gleich reihenweise die begehrten Olivenkränze. Dabei fällt in Cottbus, Potsdam und Frankfurt (Oder) die Suche nach Sponsoren alles andere als leicht. Die großen Firmen, wenn sie denn überhaupt Ableger in Brandenburg einrichten, haben ihren Hauptsitz schließlich nach wie vor im Westen. Das macht nicht nur das Training der Sportler keineswegs sorgenfrei, die Sportstätten selbst entsprechen nicht immer dem höchsten Niveau. Auch das Ansehen der Sportler hat lange unter der Vereinnahmung durch die DDRFührung gelitten.

Zur Halbzeit der Athener Spiele macht sich nun sogar in vielen Orten Brandenburgs Olympiafieber breit. Gold im Schießen, Judo und Rudern sowie zahlreiche gute Plätze und begeisternde Duelle werden zum Stadt- und Dorfgespräch. Freunde und Bekannte aus viel reicheren Bundesländern fragen nach den Gründen der Erfolge. Brandenburg steigt im Image und macht neugierig. Wo trainieren denn die Ruderer, die Kanuten, die Läufer oder Radfahrer? Sind hier die Verhältnisse wirklich so gut, dass die Stars nicht auswandern? Wo liegen die Seen, Radwege und Wälder, wo sie trainieren, wo finden sie auch die Ruhe zur Regeneration?

Indem sie solche Fragen auslösen, tragen die Olympiasieger (auch jene, die kein Gold gewinnen) nicht nur zum Image des Landes bei, sie betreiben auch aktive Tourismuswerbung. Wenn sich beispielsweise herumsprechen würde, dass Brandenburg mit der Zahl von 3087 großen Seen in Deutschland unerreicht ist, wäre schon viel gewonnen. Nicht von ungefähr schwört die Kanu-Ikone Birgit Fischer auf den heimischen Beetzsee in der Havelstadt Brandenburg. Hier trainiert die Gold-Frau nicht nur – jedermann kann bei ihr mit ins Boot steigen, um dem Erfolgsgeheimnis etwas näher zu kommen.

Doch so groß dürfte dieses gar nicht sein. Fischer und auch die anderen Sportasse zeichnen sich durch Ehrlichkeit, Visionen, Mut, Bodenständigkeit und Teamgeist aus. So wünscht man sich die Brandenburger Politik – auch auf Wahlplakaten.

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