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Brandenburg: Das gute Gefühl

ClausDieter Steyer über die Gründe der vielen Spenden für ein schmuckes Potsdam ANGEMARKT Vielleicht wird ein Geburtstagsspaziergang aus dem August 1998 irgendwann in die Potsdamer Stadtchronik geschrieben werden. Als Teilnehmer müssten der Versandhausgründer Werner Otto, der damalige Ministerpräsident Manfred Stolpe und seine Finanzministerin Wilma Simon vermerkt werden.

ClausDieter Steyer über die Gründe der vielen Spenden für ein schmuckes Potsdam

ANGEMARKT

Vielleicht wird ein Geburtstagsspaziergang aus dem August 1998 irgendwann in die Potsdamer Stadtchronik geschrieben werden. Als Teilnehmer müssten der Versandhausgründer Werner Otto, der damalige Ministerpräsident Manfred Stolpe und seine Finanzministerin Wilma Simon vermerkt werden. Das Trio fuhr an jenem Tag durch die noch grau wirkende Stadt und stieg am Pfingstberg aus. Die Ruine des Aussichtsschlosses Belvedere muss den Millionär ins Mark getroffen haben. Jedenfalls sagte Otto an seinem 89. Geburtstag zu, den Wiederaufbau des Belvedere zu unterstützen. Am Ende finanzierte seine Stiftung mit 6,5 Millionen Euro den Hauptteil der Restaurierung.

Dieser Spaziergang löste eine wahre Flut privater Spenden für verfallene oder den Wiederaufbau abgerissener Bauten in Potsdam und Umgebung aus. Auf Otto folgten Günther Jauch, die Stiftungen für Denkmalschutz und Umwelt, die Cornelsen-, die Reemtsma- und die Messerschmidt-Stiftung und viele andere große und kleine Spender. Ohne sie würde die Stadt heute anders aussehen. Kein Glanz vom Fortunaportal, vom großen Belvedere auf dem Pfingst- und dem kleinen auf dem Klausberg im Park Sanssouci, kein Stadtkanal, kein Krongut Bornstedt, kein mehr und mehr wieder strahlendes Marmorpalais…

Die Unterschiede zu Berlin sind offensichtlich. Zum einen ist Potsdam natürlich überschaubarer, man wird als Gönner viel leichter zum Stadtgespräch als in der Millionenmetropole. Zugleich ist die alte Residenz auch vergleichsweise reicher an Zeugnissen der preußischen Geschichte. Ministerpräsident und Oberbürgermeister hofieren die Spender und verstehen es, den besonderen Reiz eines Engagements in Potsdam zu verdeutlichen. Gerade Stichworte wie Mauerbau, Stasi- Hochburg und beabsichtigter Verfall zu DDR- Zeiten öffnen heute so manche Börse. Dazu kommen das Engagement der Bürgerschaft, das Mitziehen der staatlichen Stellen und das gute Gefühl, für etwas Bleibendes gespendet zu haben. Es ist eine gute Schule, die jener Spaziergang im August ’98 gemacht hat.

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