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Brandenburg: Das Imperium ärgert sich – und zieht nach Polen?

Vergnügungspark angeblich aus politischen Gründen verlegt

Küstrin-Kietz. Bagdad ist näher, als man denkt. Denn falls eine Geschichte in der westpolnischen „Gazeta Lubuska“ vom Mittwoch stimmt, ist in diesem Jahr aus politischen Gründen eine größere Investition knapp an Brandenburg vorbei gegangen: ein Vergnügungspark rund um die Kultfilm-Reihe „Krieg der Sterne“ des US- Regisseurs George Lucas. 1000 Arbeitsplätze, 600 Millionen Zloty (130 Millionen Euro) allein in der ersten Etappe – futsch, weil die Deutschen nicht mit in den Irak gezogen sind. Das Imperium schlug zurück, indem es aus der Berliner Umgebung ostwärts zog und den Vergnügungspark nun auf einem alten Militärgelände bei Kostrzyn (Küstrin), gleich östlich der Oder, bauen will. Soweit die „Gazeta Lubuska“, die von streng geheimen Verhandlungen seit dem 22. September dieses Jahres berichtet und als einzige konkrete Quelle den Kostrzyner Bürgermeister nennt, der die Pläne allerdings weder bestätigt noch dementiert. Zuletzt hätten sich die Partner vor einer Woche getroffen; endgültig entscheiden wollen sie Mitte 2004. Der Star-Wars- Park wäre eine Weltpremiere.

Die Planungen müssen derart geheim gewesen sein, dass in Brandenburg niemand etwas davon mitbekommen hat. „Das höre ich zum ersten Mal“, sagte Dirk Reitemeier, Sprecher des Wirtschaftsministeriums. Ein derartiges Projekt „hätte sich bei mir rumgesprochen“. Immerhin ginge es um mehr Arbeitsplätze als beim Cargolifter. Auch die anderen Verdächtigen müssen passen: „Nie gehört“, sagt Jürgen Reinking, Landrat von Märkisch Oderland. „No, sorry“, heißt es in der Berliner US-Botschaft. „Landessache“, meldet das Bundeswirtschaftsministerium. „Von Ambitionen, dass da was gemacht werden sollte, ist uns nichts bekannt“, verlautbart aus dem Amt Golzow im Oderbruch, zu dem das Grenzstädtchen Küstrin-Kietz gehört.

Klar scheint nur: Das Publikum des Parks soll, ja es muss größtenteils aus Berlin kommen. Das Oderland ist dünn besiedelt; auf polnischer Seite ist Gorzów (Landsberg an der Warthe) mit 125000 Einwohnern die einzige Großstadt in weitem Umkreis. Und die Autofahrt von Berlin nach Kostrzyn dauert fast zwei Stunden – auch wenn der Weg leicht zu finden ist (am Alex auf die Karl-Marx-Allee und dann immer geradeaus). Wenn aber den Amerikanern mal jemand sagt, wie ungern manche Deutsche ihre vierrädrigen Lieblinge in Polen parken, überlegen sie es sich vielleicht noch und kommen zurück.

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