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Brandenburg: Den Mut zum Leben verloren

Noël Martin kündigte Selbstmord an

Mahlow - Zehn Jahre ist es her, dass der farbige britische Bauarbeiter Noël Martin in Mahlow von Rassisten schwer verletzt wurde. Gestern, am 10. Jahrestag der Attacke, gab Martin bekannt, dass er am Ende seiner Kräfte sei und sich das Leben nehmen werde. Der infolge des Überfalls vom Hals abwärts Gelähmte habe Kontakt zu einer Sterbehilfeorganisation aufgenommen, hieß es aus seinem Umfeld. Er werde sich im Sommer nächsten Jahres außerhalb Englands mit Hilfe geschulter Helfer das Leben nehmen. „Er will selbstbestimmt sterben und nicht elend zu Grunde gehen“, sagte Robin Herrnfeld, Martins Beauftragte in Berlin und Brandenburg. Martin, der sich seit dem Überfall mit dem „Noël- und Jaqueline-Martin-Fonds“ gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit engagiert, brauche die Gewissheit, dass er selbstbestimmt sterben kann.

Seit dem Überfall kann sich Martin fast nicht mehr bewegen. Allein das Aufstehen, Waschen und Anziehen dauert bei dem 47-Jährigen täglich mehrere Stunden. Er wird von Fremden 24 Stunden am Tag in seinem Haus in Birmingham gepflegt. „Ihn hat der Lebensmut verlassen“, sagte ein Vertrauter, „besonders nachdem vor sechs Jahren seine Lebensgefährtin Jacqueline an Krebs gestorben ist.“ Martin und zwei Arbeitskollegen waren am 16. Juni 1996 von zwei Jugendlichen angepöbelt und beleidigt worden. Daraufhin kam es zu einer Auto-Verfolgungsjagd. Einer der Jugendlichen warf aus einem fahrenden Wagen einen schweren Feldstein auf Martins Auto, das frontal gegen einen Baum prallte. Dabei erlitt Martin lebensgefährliche Verletzungen. Die beiden Jugendlichen waren zu Haftstrafen verurteilt worden. Sie sind aber seit Jahren wieder auf freiem Fuß und leben in der Region Mahlow. Für gestern Abend war in Mahlow eine Kundgebung geplant, mit der Einwohner und andere Brandenburger ihre Solidarität mit Noël Martin bekunden wollten.

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