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Brandenburg: Der Airport beflügelt die Region

Allein in Schönefeld haben sich mehr als 1700 Firmen angesiedelt. 40 000 Arbeitsplätze sollen entstehen

Schönefeld – In der Nachbarschaft des Großflughafens Berlin-Schönefeld könnte sich in Kürze eine paradoxe Entwicklung vollziehen. Während die Einwohner in den umliegenden Orten wie Mahlow, Diedersdorf oder Blankenfelde wegen des Fluglärms einen rapiden Wertverlust ihrer Häuser und Grundstücke befürchten, entstehen in unmittelbarer Nähe des Flugfeldes Wohnungen mit den wahrscheinlich höchsten Mieten der ganzen Region. Das erwartet zumindest der Chef der „Investa Projektentwicklungs- und Verwaltungsgesellschaft“, Klaus Laminet, die zusammen mit einem irischen Konsortium für 1,1 Milliarden Euro die Airport City mit Wohnungen, Hotels, Kongresszentrum und Büroflächen errichtet. Bis zu 10 000 Menschen können dort einmal wohnen und arbeiten. „Man kann die Anlage mit Amsterdam vergleichen“, sagte Laminet. „Dort sind die Mietpreise neben dem Flughafen mittlerweile höher als in der Innenstadt.“

Die Bewohner sparen durch die Nähe zum Arbeitsplatz täglich Zeit und Geld, entfällt doch der starke morgendliche und abendliche Berufsverkehr. Der Krach startender und landender Flugzeuge stört da erstaunlicherweise kaum. „Selbst bei geöffnetem Fenster hört man kaum etwas“, sagt Schönefelds Bürgermeister Udo Haase, dessen Amtssitz in Sichtweite des Terminals liegt. „Die Schallwellen steigen hoch und gelangen erst in einer weiten Entfernung wieder zurück auf die Erde.“

Haase, dessen Bürgervereinigung „Einer für alle“ bei den Kommunalwahlen Ende September wieder die meisten Sitze in der Gemeindevertretung errang, bezeichnet seinen Ort als die „Gemeinde mit der wohl rasantesten Entwicklung“ in ganz Brandenburg. Bisher hätten sich schon mehr als 1700 Firmen und Institutionen angesiedelt. Diese ziehen nicht nur gut ausgebaute Straßen und Radwege, sondern auch neue Schulen, Kindergärten, Jugend- und Senioreneinrichtungen, aber auch eine neue Schwimmhalle sowie Sport- und Freizeitstätten nach sich. Die Einnahmen sprudeln weiter, gingen doch von den Aufträgen zum Flughafenbau in Höhe von einer Milliarde Euro 80 Prozent an Firmen in Berlin und Brandenburg. Nicht wenige davon sitzen in Schönefeld und Umgebung. Haase hält die Zahl von 40 000 neuen Arbeitsplätzen durch den neuen Airport ab 2011 durchaus für realistisch. Hotels, Kongresszentren und Büros suchen schon jetzt zusammen mit der eigentlichen Flughafengesellschaft nach Arbeitskräften. Die Finanzkrise wirkt sich bisher nicht auf das Baugeschehen aus. Tatsächlich scheinen sich die Gemeinden eher mit immer neuen Anfragen nach Flächen rings um den Airport beschäftigen zu müssen als mit möglichen Einbrüchen. Ein Planungsatlas soll den Ansturm von Investoren nun in geordnete Bahnen lenken und auch genügend Flächen für Wohnungen freihalten.

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