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Brandenburg: „Der einzelne Schüler wird besser gefördert“

Bildungssenator Klaus Böger (SPD) über das gute Abschneiden der Grundschulen bei der Iglu-Studie

Heute werden in Berlin die Ergebnisse der IgluStudie vorgestellt. Schon jetzt ist bekannt, dass Deutschland im vorderen Mittelfeld liegt, die Schüler also wesentlich besser abschneiden als bei Pisa. Woran liegt das?

Ich sehe im Wesentlichen drei Gründe: Grundschullehrer – genauer gesagt: Grundschullehrerinnen – sind es gewohnt, mit einer höchst heterogenen Schülerschaft umzugehen. Dadurch wird der einzelne Schüler besser gefördert. Zweitens haben die Grundschulen in den vergangenen Jahren sehr an ihren Methoden gearbeitet. Sie sind lebendiger geworden. Und schließlich ist die Elternschaft an den Grundschulen überaus aktiv.

Können sich Berlins Grundschulen also jetzt zufrieden zurücklehnen?

Nein, aber sie können sich in ihren Reformbemühungen bestätigt fühlen.

Aber es wurden doch nur fünf von 490 Berliner Grundschulen bei Iglu einbezogen.

Dennoch sagt Iglu viel aus über die deutschen und damit auch über die Berliner Grundschulen.

Wie ist zu erklären, dass das Niveau von der 4. Klasse (Iglu) zur 9. Klasse (Pisa) absinkt.

Dafür gibt es individualpsychologische und strukturelle Gründe. Vielleicht gelingt es unseren Schulen nicht so gut, den Jugendlichen in der Pubertät gerecht zu werden. Vielleicht ist das auch eine Schwäche des gegliederten Schulsystems, in dem die Lehrer weniger gezwungen sind, mit der Unterschiedlichkeit der Schüler umzugehen.

Sie lassen jetzt durch die Humboldt-Universität den Wissensstand von Viertklässlern untersuchen und die Lernfortschritte in Klasse fünf und sechs. Wollen sie damit das Vertrauen der Eltern in die sechsjährige Grundschule stärken?

Wir haben mit der sechsjährigen Grundschule eine Gesamtschule im besten Sinne. Wir werden die Qualität der Grundschulen genau untersuchen, um das Vertrauen der Eltern zu gewinnen.

Noch immer wollen jedes Jahr rund 3000 Berliner Kinder die Grundschulen vorzeitig verlassen. Und das, obwohl Pisa gezeigt hat, dass bei einer längeren gemeinsamen Beschulung aller Kinder bessere Ergebnisse erzielt werden. Die Eltern bleiben dennoch skeptisch – wie erklären sie sich das?

Deutschlands McKinsey-Chef hat nach Pisa gesagt, dass die Gesamtschulen der richtige Ansatz sind, dass sie aber durch den quälenden Streit in den 70er Jahren in ihrem Ansehen schwer beschädigt wurden als Modell für Deutschland. Deshalb sollte unser Hauptaugenmerk nicht auf der Strukturdebatte liegen, sondern auf der Qualitätsverbesserung des Unterrichts. Mir ist es sehr wichtig, gute Beispiele von Gesamtschulen voran zu stellen.

Aber das Festhalten am gegliederten Schulsystem bedeutet doch, dass wir uns in Berlin eine Schulform, nämlich die Hauptschulen, leisten, auf der die Schüler für sich kaum Berufsaussichten erwarten können: Die programmierte Chancenlosigkeit sozusagen. Wie lange wollen Sie sich das noch ansehen?

Die Probleme dieser Schüler lösen wir nicht durch dogmatische Strukturdebatten. Lehrerinnen und Lehrer an Hauptschulen haben meinen größten Respekt, und wir unterstützen sie in ihrer Arbeit. Im neuen Schulgesetz erleichtern wir auch das Zusammengehen von Haupt- und Realschulen. Hier tun sich Perspektiven auf. Hauptschulen können zudem viel erreichen durch die Zusammenarbeit mit Betrieben. Im Übrigen muss man aber davon ausgehen, dass es immer einige Schüler gibt, die schwer zu beschulen sind – in jeder Schulform.

Das Gespräch führte Susanne Vieth-Entus

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