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Brandenburg: Der Kirche fehlt das Geld für die Kirchen

200 Gotteshäuser sind verfallen - nun sollen Mieter Geld in die Kassen bringen POTSDAM (thm).Die evangelische Kirche von Berlin-Brandenburg stößt durch die zugespitzte Finanznot an ihre Grenzen, die 1500 Dorfkirchen in der märkischen "Streusandbüchse" zu erhalten und zu sanieren.

200 Gotteshäuser sind verfallen - nun sollen Mieter Geld in die Kassen bringen POTSDAM (thm).Die evangelische Kirche von Berlin-Brandenburg stößt durch die zugespitzte Finanznot an ihre Grenzen, die 1500 Dorfkirchen in der märkischen "Streusandbüchse" zu erhalten und zu sanieren.Bischof Wolfgang Huber hat deshalb am Freitag angekündigt, daß die Kirchen verstärkt für öffentliche und kulturelle Nutzungen geöffnet werden sollen."Wir wollen damit die Entwidmung von Kirchen auf ein Mindestmaß beschränken", sagte Huber auf einer Tagung über den künftigen Umgang mit Kirchenbauten in Brandenburg. Verlassene Dorfkirchen sollen allerdings nicht verkauft werden.Doch will die Kirche neue Wege gehen, um Einnahmen zu erschließen.Konsistorialpräsident Uwe Runge sprach sich dafür aus, daß kirchliche Neben- und Gemeindehäuser veräußert werden sollen.Das eingenommene Geld könne man dann auf das Kirchengebäude konzentrieren.Der Verkauf von Gebäuden solle nicht als Rückzug aus dem BildRückzug der Arche-Noah verstanden werden, sagte er. Schon jetzt sind 200 Kirchgebäude in Brandenburg verfallen."Es drohen bald weitere beträchtliche Substanzverluste", sagte Runge.Der Sanierungsbedarf für die Sakralgebäude im Land beträgt nach vorsichtigen Schätzungen mehr als eine Millarde Mark.Zwar hat die Kirche in den letzten Jahren 400 Millionen Mark in ihre Bauten investiert, davon 40 Prozent über Kredite finanziert."Aber die Vorstellung, daß wir die Kirchen aus eigener Kraft unterhalten können, ist abgwegig", sagte Huber.Für die Bauunterhaltung stehen in diesem Jahr noch 34 Millionen Mark zur Verfügung, vor vier Jahren waren es 98 Millionen Mark.Zum Vergleich: Allein für den Brandenburger Dom ist ein Sanierungsbedarf von 80 Millionen Mark veranschlagt. Das Land könne die fehlenden Kirchenmittel nicht ausgleichen, sagte Kulturminister Steffen Reiche.Man habe in den letzten Jahren tausend Projekte an Kirchen im Land mit 110 Millionen Mark gefördert habe.Es müsse dennoch weiter das erklärte Ziel von Politik und Kirche sein, keine Abbrüche von Kirchen zuzulassen. Landeskonservator Detlef Karg äußerte sich besorgt, daß die Kirche dem Druck der Kassen viele Sakralgebäude aufgeben - und deren Erhalt am Ende bei der Denkmalpflege liegen bleiben könnte.Dabei seien die Kirchen gerade für die Landesidentität von besonderer Bedeutung.Die Finanz-Notlage der evangelischen Kirche, Ursache des Dilemmas, resultiert vor allem aus sinkenden Steuereinnahmen.1,8 Millionen Gläubige zählte sie 1990, nun sind es noch auf 1,4 Millionen.Und der Rückgang ist nicht gestoppt.Deit Jahresbeginn sind die Kirchensteuern noch einmal um 18 Prozent gesunken - eingeplant war lediglich ein Minus von zwei Prozent.Runge erklärte, daß Personal abgebaut werden müsse, nachdem die Kirche ihre Mitarbeiterzahl seit 1990 von 7800 auf 6500 verringerte hatte.Da heute ein Pfarrer fünf bis neun Gemeinden betreut, spricht Runge von der Gefahr der "kirchliche Versteppung" Brandenburgs.

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