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Brandenburg: Der Landtag strebt ins Stadtschloss

Koalitionsfraktionen tendieren zu einem Neubau in Potsdams Mitte – mit historischer Fassade

Potsdam/Dresden - Es wird immer wahrscheinlicher, dass der Landtag in Potsdams historische Mitte zieht. Die Fraktionschefs von SPD und CDU, Günter Baaske und Thomas Lunacek, sprachen sich jetzt für einen Neubau auf dem Alten Markt aus – und zwar zumindest mit Teilen der historischen Fassade des Stadtschlosses. Dieses war im Zweiten Weltkrieg zerstört und in den 50er Jahren abgetragen worden.

Zwar betonten beide Fraktionschefs, dass die endgültige Entscheidung erst nächste Woche in den Fraktionen falle. Doch ist die Tendenz für einen Neubau auf dem Grundriss des Schlosses und zumindest mit Teilen seiner Fassade nach ihren Angaben ziemlich eindeutig. Eine Renovierung des jetzigen Landtagssitzes auf dem Brauhausberg mit Neubau eines Plenarsaals scheint damit nicht mehr in Frage zu kommen.

Überraschend kam die Forderung Baaskes bei einem Informationsbesuch der SPD-Fraktion im sächsischen Landtag, den Neubau „weitgehend an die historische Fassade von Knobelsdorff“ anzulehnen. Allerdings, so Baaske, sollte aus Kostengründen auf den aufwändigen Skulpturenschmuck verzichtet werden. Baaske ging damit auf Distanz zu Finanzminister Rainer Speer (SPD), der einen Neubau aus „Glas, Beton und Stahl“ vorzieht, um Kosten zu sparen. Ein modern gestalteter Bau würde nach Rechnungen des Finanzministeriums 90 Millionen, ein historisch verkleideter 105 Millionen Euro kosten.

Baaske hielt Speer in Dresden entgegen, es gehe um ein Gebäude, das sich auch noch in 50 Jahren ins Bild der Potsdamer Altstadt einfügen müsse. „Da sind wir auf der sicheren Seite, wenn wir uns an das historische Vorbild anlehnen.“ Im gleichen Sinne äußerte sich auch Lunacek nach einer Debatte der CDU-Fraktion mit externen Experten: Wegen der Wirkung auf das Stadtbild ziehe er einen Landtag mit Schloss-Fassade vor. Es wäre „kurzsichtig“, die Entscheidung unter rein finanziellen Gesichtspunkten zu treffen. Potsdam sei die Visitenkarte Brandenburgs und strahle ins ganze Land aus. „Die Stadt sollte etwas zurückbekommen, was ihr genommen wurde.“ Kritikern hielt der CDU-Politiker entgegen, dass „ein großer Teil der Mehrkosten durch Spenden finanziert werden“ sollte. Von den rund 15 Millionen Euro, die die historische Fassade zusätzlich koste, würden allein neun Millionen auf die Skulpturen entfallen, die auch später angebracht werden könnten. Wichtiger sei es zunächst, Spender für die historische Fassade zu finden, sagte Lunacek.

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