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Brandenburg: Der schöne Schein

Designstudenten der Fachhochschule Potsdam entwerfen die Werbekampagne für eine Ausstellung im Deutschen Historischen Museum

Von Lukas-C. Fischer

und Dirk M. Oberländer

Potsdam. Letzte Kontrollen: Funktioniert der Videobeamer? Sind die Dateien am richtigen Ort gespeichert? Stimmt die Anordnung der Plakate und Handzettel auf dem Tisch? In Seminarraum 2.11 der Fachhochschule Potsdam warten rund 50 Nachwuchsdesigner nervös auf ihre Professorin Betina Müller und Jörg Meißner, Kurator des Deutschen Historischen Museums (DHM) in Berlin.

Er ist der Grund für das Lampenfieber: Er hat den Studenten des Typographiekurses im Fachbereich Design die Aufgabe gegeben: „Gestalten Sie ein Werbekonzept für die Ausstellung ,Strategien der Werbekunst von 1855-1933‘.“ Eine Ausstellung, die im April im DHM eröffnet wird und deren Plakate, Flyer und PR-Artikel dann einem der Entwürfe aus Potsdam entsprechen werden. Vor drei Monaten machten sich die Studenten an die Arbeit. Heute ist die erste Präsentation.

Um eine reale Markt-Situation zu simulieren, wurden Gruppen gebildet, die miteinander konkurrieren. Budgetplanung gehört ebenso zum Auftrag wie der Zwang, Termine einzuhalten. „Anfangs wussten wir nur, dass wir einen schlichten und minimalistischen Entwurf machen wollten“, berichtet Dorothea Opitz. Ihre Vierer-Gruppe suchte sich Produkte mit besonders prägnanten Formen: die Flaschen von Maggi-Würze, Odol- Mundwasser und Coca-Cola. Um der sonst so bunten Werbelandschaft einen Kontrast entgegenzusetzen, entschieden sie sich, ihre Entwürfe in schwarz-weiß zu halten. Entfernt erinnern ihre Plakate an Röntgenbilder der abgebildeten Flaschen. „Das Durchleuchten steht symbolisch für die Strategie, die sich hinter jeder Marke verbirgt“, erklärt Julia Nagel das Konzept. „Auf weitere visuelle Effekte haben wir bewusst verzichtet.“ Auch wenn „die Versuchung, mit den technischen Möglichkeiten zu spielen, sehr groß war“.

Andere Ideen spielen zumeist mit den klassischen Werbemotiven, die in der Ausstellung zu sehen sein werden: Ein Plakatentwurf zeigt die weltbekannte Niveadose, auf der im Coca-Cola-Schriftzug der Ausstellungstitel steht. Ein andere Gruppe hat sich an der Ästhetik der 20er Jahre orientiert und zeigt eine Dame mit Zigarette und Sonnenhut, der aufsteigende Rauch bildet „Strategien der Werbekunst“.

„Für mich ist es das erste Mal, einen solchen Auftrag an Studierende zu vergeben“, sagt DHM-Kurator Jörg Meißner. „Dafür musste ich viel Überzeugungsarbeit leisten: Denn auch für das Museum ist das nicht der übliche Weg.“ Entscheidend war der Reiz, die Kreativität der Studenten in die Ausstellungsplanung einzubinden. „Ich denke, dass wir zusammen einfach gute Sachen entwickeln können.“ Davon ist auch Professorin Müller überzeugt. Eine Premiere ist die Zusammenarbeit mit realen Auftraggebern für sie allerdings nicht: „Im letzten Jahr haben wir mit einem Kurs ein Nutzungskonzept für die Liebermann-Villa in Berlin entwickelt. Die FH hat auch schon mit Joop, McDonald’s und Davidoff zusammengearbeitet.“

Die Entscheidung, welcher Entwurf realisiert wird, fällt Mitte Januar. Einen Seminar- Schein gibt es natürlich für alle Studenten.

Die Ausstellung „Strategien der Werbekunst 1850-1933“ wird vom 22. April bis 29. August 2004 im Neubau des DHM gezeigt.

Lukas-C. Fischer, Dirk M. Oberländer

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