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Brandenburg: Der Staatssekretär schlägt

POTSDAM .Es ist höchst ungewöhnlich, daß ein Staatssekretär öffentlich seinen künftigen Chef vorschlägt: In Potsdam ist das, ganz gegen die sonstigen Regeln bei der Suche von Ministern, gerade passiert.

POTSDAM .Es ist höchst ungewöhnlich, daß ein Staatssekretär öffentlich seinen künftigen Chef vorschlägt: In Potsdam ist das, ganz gegen die sonstigen Regeln bei der Suche von Ministern, gerade passiert.Der gern Fäden ziehende Umwelt-Staatssekretär Rainer Speer überraschte mit dem "Vorschlag", den Leiter des Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin, Eberhard Henne, zum Nachfolger des populären Umweltministers Matthias Platzeck zu machen, wenn letzterer am 27.September zum Oberbürgermeister von Potsdam gewählt wird.Seinen Vorstoß begründete Speer gestern so: Man hätte Hennes Namen nicht mehr lange unter der Decke halten können.Dem Vernehmen nach hat der Tierarzt, der das Biosphärenreservat seit dem 1.9.1991 leitet, seine Bereitschaft schon vor zehn Tagen erklärt.Das Angebot, das Amt des Umweltministers zu übernehmen, ist ihm schon vor längerer Zeit gemacht worden.Henne hatte zunächst abgelehnt.

Speer bestätigte, daß er seinen Vorstoß mit Ministerpräsident Manfred Stolpe und SPD-Fraktionschef Wolfgang Birthler abgestimmt habe.Umweltminister Matthias Platzeck, eng befreundet mit Speer, war von Anfang an informiert.Dennoch bleibt es ungewöhnlich, daß ein Staatsekretär seinen künftigen Chef vorschlägt.Das Motiv: Speer wollte mit seinem Vorstoß einen Gesichtsverlust vermeiden.Neben Birthler war er selbst als möglicher Nachfolger Platzecks im Gespräch.Birthler hatte schon vor einiger Zeit definitiv erklärt, nicht für das Amt zur Verfügung zu stehen, weil er als Fraktionschef gebraucht werde.Speer war zwar grundsätzlich nicht abgeneigt, die Nachfolge Platzecks anzutreten, doch gab es Befürchtungen in Naturschützer-Kreisen, daß er nur noch als Abwickler tätig werden solle.Die Naturschützer sind besorgt, daß Platzecks Weggang das Ende des Umweltressorts einläuten und es früher oder später dem Agrarministerium zugeschlagen werden könnte.

Vor diesem Hintergrund, so Speer gestern, sei die jetzige Konstellation die bessere.Hinzu kommt, daß Birthler sich gegen die Berufung von Speer zum Umweltminister ausgesprochen hatte.Speer wollte einen möglichen Machtkampf offenbar aus dem Wege gehen.Darauf deutet auch Platzecks Kommentar hin: "Ich habe kein Interesse daran, daß Speer zerpflückt wird."

In Regierungskreisen hieß es gestern, die Bekanntgabe des Namens des künftigen Umweltministers schon drei Wochen vor der Wahl Platzecks zum Oberbürgermeister sei ein geschickter Schachzug: Spekulationen über Namen und Personalnöte der Regierung sein ein Ende bereitet worden, außerdem sei die Präsentation eines hochqualifizierten Nachfolgers auch als Signal an die Wähler in Potsdam gedacht: "PLatzeck meint es ernst." Auch die Natürschützer sind zufrieden: Es habe, rieb sich Platzeck gestern die Hände, nur "begeisterte Zustimmung" gegeben.Henne sei hochqualifiziert.

MICHAEL MARA

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