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Brandenburg: Derbe Späße des Königs

Am Wegesrand: Das Jagdschloss in Königs Wusterhausen

Im Schlosshof hielten zwei Bären Wacht. „Das waren böse Tiere, die auf ihren Hintertatzen umherspazierten, weil man ihnen die vorderen abgeschnitten hatte“, schreibt Helmine, die Tochter Friedrich Wilhelm I. und spätere Markgräfin von Bayreuth, in ihren Memoiren. Und dann erinnert sie sich, wie ihr Vater, der preußische Soldatenkönig, auf den Stufen eines Springbrunnens vor seinem Lieblingsschloss saß und mit Genuss an der Tabakspfeife zog.

Das mag um 1720 gewesen sein, als Friedrich Wilhelm I. mit seiner Familie oft mehrere Monate im Jahr im damaligen Wendisch Wusterhausen lebte. Als 10jähriger Knabe bekam er von seinem Vater, Friedrich III., die einstige markgräfliche Residenz zu Weihnachten geschenkt; als junger Mann ließ er sie zum Jagdschloss im Renaissance-Stil umbauen und liebte diesen Ort so sehr, dass alle Welt bald nur noch von des Königs Wusterhausen sprach.

Hier verbrachte er seine Arbeitstage so spartanisch und pflichtbewusst, wie er dies auch von seinen Untertanen forderte. Doch er frönte in „KW“ auch seinen Leidenschaften – der Jagd und der Freude am Militär, das er wie ein Lieblingsspielzeug förderte. Besonders „Lange Kerls“ hatten es dem König angetan, die kaufte er in aller Welt ein und ließ die hoch gewachsenen Soldaten vor dem Schloss in Königs Wusterhausen paradieren. Und schließlich gefiel ihm noch ein dritter typischer Männerspaß: das Wettrauchen in seinem „Tabakskollegium“.

Dazu lud Wilhelm I. Diplomaten und Würdenträger oder Wissenschaftler nach „KW“ ein, ließ die Tonpfeife und den Bierkrug kreisen und liebte es, sich über manche lustig zu machen. Der einstige Saal des Tabakskollegiums im komplett restaurierten und 2000 wiedereröffneten Schloss zeugt von dieser derben Geselligkeit. Auch die Porträts seiner jungen Offiziere hängen dort wie einst, die königliche Familie ist komplett in Öl zu sehen, und vierzig vom Soldatenkönig selbst gemalte Bilder sind gleichfalls ausgestellt. So berührt eine Führung durchs Schloss die Wurzeln des Preußentums – und bringt den König auch menschlich näher. cs

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