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Brandenburg: „Die falsche Antwort auf Pisa“

Die zentralen Prüfungen stoßen nicht nur auf Zustimmung

Von Sandra Dassler

Ein Brandenburger Gymnasiallehrer formulierte es gestern drastisch: „Die zentralen Prüfungen sind der Tod jeglicher schulischen Differenzierung und genau die falsche Antwort auf Pisa. Schwache Schüler werden nicht gefördert und die Eigeninitiative guter Schüler wird abgewürgt.“

Verhaltenere Kritik kommt von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Obwohl die Einführung der zentralen 10. Klasse-Prüfung von der Mehrheit der Lehrer und vom Landesschülerbeirat gefordert wurde, gebe es momentan viel Verunsicherung an den Schulen. Der stellvertretende GEW-Landesvorsitzende Renato Albustin führt das darauf zurück, dass einheitliche Rahmenlehrpläne erst ab dem kommenden Schuljahr eingeführt werden. „Für zentrale Prüfungen musste man daher zentrale Prüfungsthemen erarbeiten. Die wurden erst im vergangenen Dezember an die Schulen gegeben, noch später folgten Aufgabenbeispiele. Den Lehrern erschien das zu kurzfristig, um die Schüler richtig vorzubereiten.“ Ungeklärt ist nach Albustins Ansicht außerdem die Doppelbelastung von Gymnasiallehrern, die zugleich Abiturprüfungen abnehmen.

Gewarnt worden waren die brandenburgischen Bildungspolitiker auch von Kollegen aus Sachsen, wo es bereits zentrale Prüfungen gibt. Viele Lehrer würden nur noch auf diese Prüfungen hinarbeiten, hieß es. Das befürchtet auch der Brandenburger Gymnasiallehrer: „Dem Lehrertyp des fleißelnden Abarbeiters kommt das sehr entgegen und aufmüpfige Geister – ob Lehrer oder Schüler – können besser diszipliniert werden.“ Sein Gegenvorschlag: Abschlussprüfungen in Form von Einzel- oder Gruppenprojekten, in denen die Leistungsstärke der Schüler und die gesellschaftliche Relevanz der Themen berücksichtigt werden.

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