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Brandenburg: Die Feier ist vorbei

Der Unternehmer Uwe Fenner verlässt Potsdam. Zu einem „Jahreszeitengespräch“ lädt er noch. Und äußert sich erstmals zu Vorwürfen gegen ihn

Potsdam. Am kommenden Freitag lädt Uwe Fenner dann doch noch einmal zu einem seiner „Jahreszeitengespräche“. Doch nicht mehr in den „Ulmenhof“ am Jungfernsee, wo Fenners InternetUnternehmen Midat und andere seiner Firmen ihren Sitz hatten. Die Midat ist verkauft; Fenner hat seine Geschäfte nach Frankfurt (Main) verlegt. Im Hotel „Bayerisches Haus“ erwartet er nun seine Gäste, 150 haben sich angesagt – früher waren es regelmäßig um die 300.

Und die Gespräche werden sich dann wohl nicht nur um England drehen – wo „die Uhren anders gehen“, wie der Londoner Chef von Siemens berichten will – sondern auch um Fenner selbst. Über seine Zeit in Potsdam, ihr unrühmliches Ende, vielleicht sogar eine Anklage wegen Subventionsbetrugs, die die Staatsanwaltschaft Potsdam in dieser Woche erheben könnte. Sie ermittelt, wie berichtet, nach einer Anzeige der Landesinvestitionsbank gegen Fenner, und die Ermittlungen stehen nach Angaben der Behörde „vor dem Abschluss“. Im Tagesspiegel-Interview nimmt Fenner erstmals öffentlich zu den Vorwürfen Stellung – und zu den Gründen, warum er Potsdam jetzt den Rücken kehrt.

Denn einst wurde er hier gefeiert. Der heute 60-jährige Unternehmer hatte aus einem maroden DDR-Rechenzentrum eine der dynamischsten Internet-Firmen Deutschlands mit zeitweise 200 Beschäftigten gemacht. Zugleich baute er sein ursprüngliches Geschäftsfeld – Personalberatung – aus. Und, vielleicht das Wichtigste: Er brachte Glamour in die Stadt: Er verlegte seinen illustren Berliner Salon, die Jahreszeitengespräche, in die alte Preußen-Residenz. Alle viertel Jahre war Fenners Empfang ein Höhepunkt im gesellschaftlichen Leben der Landeshauptstadt; es kamen Botschafter, Wirtschaftsbosse, Regierungschefs – aber auch Wolfgang Joop oder Nadja Auermann. Matthias Platzeck, damals Oberbürgermeister schwärmte, dass Fenner „bürgerliche Kultur, geistiges Leben, Weltläufigkeit“ nach Potsdam bringe.

Doch der Zusammenbruch des Neuen Marktes stürzte auch die Midat AG in die Krise: Fenner musste seine Mehrheitsanteile verkaufen. Es folgten eine Razzia bei einem seiner Empfänge, die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, Fenners Fortzug. Nun noch einmal ein Jahreszeitengespräch. Gut möglich, dass es das letzte sein wird. Dann verliert Potsdam mehr als einen Unternehmer. how/ma/thm

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