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Brandenburg: Die Idylle trügt

Claus-Dieter Steyer

Im Vorjahr verdarben Klimaforscher, Umweltexperten und Tierschützer nachträglich die Freude am schönen Sommer. Sie schockten ihre in der Sonne liegenden Mitmenschen mit dem Schreckenszenario der nicht mehr aufzuhaltenden Versteppung Brandenburgs. Hunderte Tier und Pflanzenarten sollten verschwinden und die Landwirte bald völlig auf dem Trockenen sitzen. Flüsse würden jeden Sommer rückwärts fließen und mit dem Grundwasser sähe es äußerst bedrohlich aus. Und heute? Brandenburg zeigte sich am ersten richtigen Sommerwochenende so grün, so saftig, so farbenfroh wie selten zuvor. Scheinbar können wir uns also doch auf die Natur verlassen. Im Juli schickte sie stellenweise so viel Niederschlag, dass die gemessenen Mengen das Doppelte des langjährigen Durchschnitts ausmachten. Waldbrandgefahr war bisher kein Thema, und die Bauern hätten eigentlich keinen Grund zur Klage. Doch ihnen ist es teilweise schon wieder zu nass und zu stürmisch gewesen. Wer sich heute bei den vorjährigen Propheten eines Klimawandels erkundigt, erfährt nicht etwa eine Korrektur der Prognosen. Nein, sie machen auf den langfristigen Trend aufmerksam. Von April bis Juni lagen die Regenmengen vielerorts bei weniger als der Hälfte der normalen Werte. Die Fachleute verweisen mahnend auf die Flüsse. Ob Oder, Elbe oder Schwarze Elster – alle führen zu wenig Wasser. Selbst das viele Grün soll nach Angaben der Naturwissenschaftler trügerisch sein. Die meisten ausgetrockneten Feuchtflächen und Moore seien heute einfache Wiesen und ohne Eingriffe endgültig verloren. Doch dieser nasse Schwamm verhindert mit anderen Faktoren ein weiteres Sinken des Grundwasserspiegels. Die Klimaforscher mahnen auch, den Waldumbau voranzubringen. Ein Mischwald bildet nun mal mehr Grundwasser als die in der Mark vorherrschende Kiefernmonokultur. Die Gedanken an die Gefahren für unsere Umwelt sollten nicht von einigen starken Gewitterregen weggespült werden.

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