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Brandenburg: Die Jagd auf die Direktmandate

PDS und CDU wollen der SPD vier Sitze im Bundestag wegnehmen, aber alle Umfragen und Analysen sehen die Sozialdemokraten wieder vorn

Von Michael Mara

Potsdam. Die Pläne der großen Parteien für die Bundestagwahl sind ehrgeizig: Die SPD will ihr 98er Rekordergebnis von 43,5 Prozent wiederholen - und damit erneut das beste Wahlergebnis im Osten abliefern. CDU und PDS peilen deutliche Zugewinne an: Die Union will neun Prozentpunkte zulegen und 30 Prozent holen. Die PDS will fünf Punkte mehr– und auf 25 Prozent kommen.

Nach der jüngsten Meinungsumfrage von Infratest dimap hat allerdings nur die SPD Chancen, ihr Ziel zu erreichen. Die CDU liegt derzeit bei 26 Prozent, also vier Prozentpunkte hinter ihrem Wunschergebnis. Die PDS kommt derzeit nur auf 17 Prozent. Beide glauben jedoch, bis zur Wahl in der Wählergunst noch zulegen zu können. Das hofft auch die FDP, die dank des Bundestrends bei sechs Prozent liegt, aber in Brandenburg zwölf Prozent holen will. Bescheiden geben sich nur die Grünen, die schon zufrieden wären, wenn sie die 3,6 Prozent von 1998 erneut schaffen würden.

Besonders spannend ist der Kampf um die Wahlkreise. CDU und PDS wollen der SPD je zwei Direktmandate abjagen. 1998 gewannen die Sozialdemokraten alle zwölf Wahlkreise direkt. Durch den bundesweiten Neuzuschnitt gibt es diesmal nur zehn Wahlkreise, die um so heftiger umstritten sind: Die Union sieht Chancen im Süden des Landes, wo sie ihre Hochburgen hat: Im Wahlkreis 65 (Oberspreewald-Lausitz II) tritt der Chef der CDU-Landesgruppe im Bundestag Michael Stüpgen gegen den umtriebigen parlamentarischen Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium Stephan Hilsberg an. Laut CDU-Generalsekretär Thomas Lunacek könnte Stüpgen es mit etwas Glück schaffen. Schon bei der letzten Wahl sei der Abstand zu Hilsberg nicht sehr groß gewesen. Hoffnungen macht sich die Union auch im Wahlkreis 64 (Cottbus/Spree-Neiße), wo der bekannte Cottbuser Ex-Oberbürgermeister Waldemar Kleinschmidt gegen den Veag-Gesamtbetriebsratschef Wilfried Schreck antritt, einer der Hoffnungsträger der Landes- SPD.

Die PDS wiederum will der SPD, was sie schon lange vor hat, diesmal den Wahlkreis 61 (Potsdam/Potsdam-Mittelmark II) abnehmen. Die Sozialisten setzen darauf, dass die durch ihre Berufung in Edmund Stoibers Kompetenzteam bundesweit bekannt gewordene junge CDU-Bewerberin Katherina Reiche der in der Region weitgehend unbekannten SPD-Kandidatin Andrea Wicklein Stimmen abnimmt. Wenn die Rechnung aufginge und es zur Verschiebung des Kräfteverhältnisses zwischen SPD und CDU käme, würde der PDS-Spitzenmann Rolf Kutzmutz davon profitieren. Der „rote Rolf“, seit 1994 im Bundestag, gehört zu den populärsten Politkern der Stadt, muss aber nach Meinung der eigenen Genossen im Umland noch aufholen. Chancen rechnet sich die PDS auch im Wahlkreis 59 aus (Märkisch-Oderland/Barnim II), einer ihrer Hochburgen. Der Jugendrichter Andreas Müller kandidiert dort für die Sozialisten gegen die „gestandenen“ Bundestagsabgeordneten Rainer Eppelmann (CDU) und Petra Bierwirth (SPD). Pikant: Für die Schill-Partei tritt der einstige CDU-Mann Dirk Weßlau an, der sich als Eppelmann-Kritiker einen n machte und seinem alten Widersacher Stimmen abknöpfen dürfte.

Allerdings gibt man sich bei der SPD zunehmend gelassen, und zwar nicht nur, weil man sich im Aufwind sieht. Auch eine Studie der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung geht davon aus, dass die SPD alle Wahlkreise in Brandenburg gewinnen dürfte. Rechnet man die Ergebnisse von 1998 auf die neu zugeschnittenen zehn Wahlkreise um, hätte die SPD, falls sie die Ergebnisse von 1998 tatsächlich wieder erreicht, in allen Wahlkreisen einen Vorsprung zwischen 14 und über 30 Prozentpunkten gegenüber der nächst stärksten Partei. Am geringsten wäre der Vorsprung noch in den schon erwähnten Kreisen Potsdam/Potsdam-Mittelmark mit rund 14 Prozent zur PDS und im Wahkreis Oberspreewald-Lausitz II mit rund 15 Prozent zur CDU.

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